laut.de-Kritik
Dieser 90s-Dancehall planiert zuverlässig wie eh und je.
Review von Dani FrommNach zehn Jahren im Dancehall-Zirkus darf man getrost innehalten und den Blick rückwärts schweifen lassen: Mr. Vegas blickt, seit er sich mit gebrochenem Kiefer und "Nike Air" den Durchbruch ersang, auf eine ganze Reihe von Erfolgen. Der Titel dieser Best-Of-Compilation lügt nicht: Hier kommen "The Hits".
Eine lohnende Zusammenstellung verlässt mit diesem Sampler das traditionsreiche Haus Greensleeves - vorausgesetzt, man steht dem schlichten Sound, der Dancehall im ausgehenden letzten Jahrtausend prägte und den Großteil der ausgewählten Tunes beherrscht, wohlwollend gegenüber.
Mr. Vegas' melodiegetragenes Singjaying, ein paar Synthiesounds, und natürlich Bass, Bass, wir brauchen Bass. Mehr ist nicht nötig, um absolut zwingende Atmosphären zu erschaffen. "Go Up", "Heads High", "Jack It Up" - zahlreiche Nummern funktionieren nach diesem Strickmuster.
Von vielen anderen Künstlern seines Fachs unterscheidet sich Mr. Vegas durch die unbekümmerte Art, dunkle, zuweilen gar düstere Kulissen mit Optimismus zu kombinieren. So folgen dem finsteren Einstieg in "Tek Weh Yuself" geradezu fröhliche Synthies und ebenso vergnügt tönende Vocals.
Im Verbund mit Alozade und Hollow Point huldigt Mr. Vegas in seiner Version von Barrington Levys Klassiker "Under Mi Sensi" dem heiligen Kraut und toastet sich im Anschluss durch Scatta Burrells Coolie Dance-Riddim ("Pull Up").
In "Taxi Fare" trifft Vegas auf Kollege Lexxus: Dieser vollmundig pumpende Tune versöhnt mich etwas mit der sonstigen Auswahl, mit der die jüngere Vergangenheit repräsentiert werden soll. Die gerät nämlich arg cheesy.
Geradezu alleinunterhaltermäßig orgeln die Keyboards in "Do You Know". "Hot Wuk" pendelt unschlüssig zwischen eingängiger Gefälligkeit und Druck und wird so keinem Anspruch gerecht. "Rise", eigentlich ein schöner Song, der auf Bob Dylans "Knocking On Heaven's Door" basiert, verkommt leider ebenfalls zum Schunkel-Reggae.
Spätestens der quäkende Bagpipe-Riddim von "Latest News" katapultiert mich dann aber so rettungslos zurück ins Jahr 1998, dass ich den Schweiß, der damals bei Ragga-Partys von den Wänden triefte, glatt wieder zu riechen glaube. Lasst mich noch ein bisschen hier.
Ich huste mich dann mit Vegas und Elephant Man durch die Ganjahymne "Bun It" und freue mich, dass "Nike Air" auch zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung den Playground planiert wie eh und je.
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