laut.de-Kritik
Zeitlose Pop-Perlen zwischen Boygroup-Sound und Schunkelromantik.
Review von Stefan Johannesberg"Zahme Vögel singen wie Münchener von Freiheit." Hip Hop-Beginner Denyo würdigte 1998 im Track "Füchse" das erfolgreichste deutschsprachige Pop-Ensemble der 80er. Songs wie "Ohne Dich" oder "Tausendmal Du" gehören in punkto Pop-Appeal und Ohrwurmcharakter auch heute noch zur Spitze einheimischer Produktionen. Zwei Jahrzehnte und unzählige Best Of-Alben später versucht die Münchener Freiheit nun, ihre Evergreens in moderne Soundstrukturen zu pressen.
Verschwunden ist die plakativ klingende Schlager-Harke, die noch zu NDW-Zeiten für den Mitgröhlcharakter sorgte. Dezent eingesetzte Synthies bestimmen jetzt die Pop-Szenerie. Auch Stefan Zauners zarter Gesang entspricht seinen stimmlichen Fähigkeiten mehr als die rockige Marktschreierei früherer Tage. Kurz um, die neue Freiheit ist reifer geworden. Aber ist sie auch besser?
Gruppen wie 2raumwohnung oder Paula auf der elektronisch schüchternen Seite und Rosenstolz als Chanons-Stadionversion haben es vorgemacht: Deutsche Pop-Musik kann auch erotisch unpeinlich klingen. Die überarbeiteten Version der freiheitsliebenden Münchener verfehlen jedoch zu häufig das gesteckte Klassenziel.
Billiger Boygroup-Sound ("Herz Aus Glas") anstatt elektronischer Tiefe. Oli. P Sprechgesang ("Ich Will Dich Nochmal") anstatt intimer Spoken Words. Schunkelromantik ("Oh Baby") anstatt Tanzflächenschweiß. Selbst beim größten Song "Ohne Dich" versagt man grandios, denn das an Jackos "Black And White"-Lied angelehnte Riff setzt schon unglättbare Falten an.
Dabei gibt es schon ein paar Oldies, die als zeitlose Pop-Perlen im modernen Gewand grooven. Das tanzwütige "1000 x Du", die Synthie-Ballade "Lass Mich Nie Mehr Los", die hektisch dünne Snare gepaart mit harmonischen Chören "Verlieben, Verlieren" und das Rosenstolz'sche "Es Gibt Kein Nächstes Mal" überzeugen. Im Endeffekt bleibt die Zeitmaschine jedoch halbherzig und risikolos wie Nenas moderner Retroaufguss. Zeitmaschinen sind eben noch nicht erfunden, wie die Punkrocker EA 80 einst sangen.
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