laut.de-Kritik
Griffige Melodien von den Nu-Metallern mit SM-Fetischmasken.
Review von Michaela PutzSeit 1993 besteht der Achter Mushroomhead nun schon, der ausschließlich inkognito mit abstrusem Outfit im Bereich von SM/Bondage-Fetisch, Erster-Weltkrieg-Gasmasken-Style und Kiss-Schminke auftritt. Wer sie aufgrund dessen als Verschnitt von gewissen Maskenträgern aus Iowa abtut, der sollte in "Savior Sorrow" zumindest mal reinhören. Abgesehen davon, dass sie wegen ihrer langen Bestehungszeit weniger als Nachahmer denn als Wegbereiter der Maskenträger-Kollegen gelten, gehen die die Clevelander um einiges vielseitiger zu Werke.
Klar, Mushroomhead sind ziemlich eindeutig dem Genre des Nu Metal zuzuordnen. Der erste Song "12 Hundred" lässt noch Vergleiche mit Slipknot und auch Korn zu, bedingt durch die fetten Beats und Riffs, das gepresste Organ der Sänger, die dazwischen geflüsterten Parts und verzerrt kreischenden Gitarren.
Doch schon ab dem nächsten Track "Simple Survival" wird klar, dass sie sich nicht beschränken lassen. Denn hier schrauben sie das Tempo runter, setzen Keyboards und Melodien ein und bekommen starke Industrial-Anleihen. Die zwei Sänger Jeffrey Nothing und Waylon sorgen für Abwechslung am Mikro, indem sie sich mit klarem Gesang (der ziemlich geil klingt) und derben Shouts die Klinke in die Hand geben. Mit "Damage Done" dröhnt ein verdammt groovender Track durch die Boxen, der sägende Geräusche mit orientalischem Geplänkel und Hardcore-Shouts verbindet.
Weitaus melancholischer, melodiöser und mit erdigen Rock-Einflüssen kommt "Save Us" daher. Der Song könnte genauso gut aus der Feder von Godsmack oder Disturbed stammen.
Danach dreht "Tattoo" wieder ordentlich auf, lässt die Klampfen kreisen und ruft uns abermals Slipknot ins Gedächtnis. In eine ähnliche Kerbe schlagen "Erase The Doubt" und "Burn", auch wenn sie sich mehr im Midtempo-Bereich bewegen. Dann wird die Stimmung etwas gesetzter und atmosphärischer. "Just Pretending" bewegt sich eher im Rock-Bereich. Klaviertöne leiten das düstere "The Need" ein. Der Track besticht, ebenso wie "Cut Me", mit Atmosphäre, Düsternis und Melancholie, wobei sich am Mikro schon beinahe Vergleiche mit Peter Steele aufdrängen. Mehr geht da wieder "The Fallen" ab, das zügig rockt, groovt und überhaupt. Rausschmeißer ist das bedrückend klingende "Embrace The Ending", dessen düstere Atmosphäre einen perfekten Ausklang für das Album darstellt.
Nach dieser Reise durch "Savior Sorrow" zeigt sich, dass Mushroomhead keine Scheu vor musikalischen Experimenten haben. Sie bewegen sie sich irgendwo im Umkreis von Nu Metal-Acts wie Slipknot, Thrice und Disturbed, mischen diese Einflüsse jedoch selbstbewusst. Damit und mit ihrer Fähigkeit, gute Stimmungen und griffige Melodien aufzubauen, dürften die Clevelander wohl auch hierzulande auf gefällige Ohren stoßen.
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