laut.de-Kritik
Zeitreise mit altbekanntem Progressive-Rock und neuen Synths.
Review von Markus SeibelSie wissen eben, wie es geht: "Reflections" ist das erwartete Best-Of-Album im Kriegsgebiet zwischen Progressive Rock und orientalischen Einflüssen. Die Botschaften sind ebenso klar wie simpel: Die fünfzehn dargebotenen Songs – jau, das sind Zeilen, mit denen man sich anfreunden kann. Dazwischen gesellen sich, auch das ist Myrath-typisch, epische Passagen, oder mit "Born To Survive" auch ein ganzer Song, der einem die Chance zum Atemholen lässt.
Viele ihrer Songs wirken wie aquarelliert, so proggig und solide lichtern sie übers feuchte Moos. Verzerrte Gitarren und heiser gepresste Vocals fungieren zwar noch immer als das Gegengewicht, das die Tunesier im Progressive Metal verankert, aber verglichen mit ihren eigentlichen Studioalben ist das Gesamtbild fast leicht.
Hier merkt man: Myrath sind eine erfahrene Band. Selbst wenn die Veränderungen marginal erscheinen: Ob ausgewogene Arrangements oder herausgearbeitete Trademarks – "Reflections" erfüllt sämtliche Anforderungen, die man heutzutage an ein Progressive Metal-Album stellt. Das mindert die Qualität der Studioalben jedoch nicht, weil sich hier Kracher und Balladen angenehm die Waage halten. Dies gelingt ihnen mit spielerischer Leichtigkeit, denn Melodie und Harmonie genießen in der Diskografie von Myrath stets oberste Priorität.
So sorgen schwindelerregend hohe Leads, erhabene Melodieläufe und eine druckvolle Instrumentation, die von marschierenden Beats und packenden Riffs bis hin zu extravaganten Gitarrensoli reicht, für Dynamik, Varianz und garantierten Hörspaß. Auch wenn Songs wie "Into The Light" oder "Candles Cry" ohne verspielt-experimentelle Keyboard-Instrumentation ausgekommen wären, vereint "Reflections" die verschiedensten Einflüsse zu einer kompakten, in sich runden, melodischen Zusammenstellung der Extraklasse.
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