laut.de-Kritik
"... aus einem tiefen Gefühl der Abgefucktheit!"
Review von Christine BarthDas Debüt der drei Hessen ist, wie sie es selbst ausdrücken, "aus einem tiefen Gefühl der Abgefucktheit" entstanden. Mit dem Kopf voller Beats, Brecher-Gitarren und viel Kreativität. Das Bild des Waldes fungiert dabei als emotionaler und gedanklicher Fluchtpunkt: Düster, kalt und ein bisschen unheimlich.
Nach einem eigenen Frühwerk unter dem Banner Regen Und Mild sowie Produktionen mit Acts wie J-Luv und Cassandra Steen in ihrem Offenbacher Studio trieb es die Allrounder schließlich dazu, ein eigenes Album zu basteln. Dem "Kampf gegen sich selbst und den Rest der Welt" entspringt dabei eine Mischung aus Nu Metal, Rap und Soul, die mal eher wie die deutschen und gesellschaftskritischen Limp Bizkit anhört, mal eher wie Xavier Naidoo.
Die schrammelnde Gitarren und die melodisch und eingängig gesungenen Parts gewinnen mit Schlagzeug und Samples an Druck. Dabei sticht die soulige und trotzdem klare Stimme der jungen Sängerin Franziska im Stück "Angst" besonders heraus. "I Ran" von A Flock Of Seagulls drücken sie in diesem 'Halb-Cover' ihren eigenen Stempel auf. Wieder dominiert die deprimierte und traurige Wortgewalt der Frankfurterin. Was Nachtwandler aus diesem Kult-Hit der Achtziger gemacht haben, ist jedenfalls kein billiger Abklatsch.
Die drei "Könige über Land" werten ihr Debüt mit nachdenklichen Raps auf. In phantasievollen Lyriks erzählen sie von traurigen Kindheitserinnerungen ("geboren als Schaf unter Wölfen/ konnte ich die Welt zwar kaum ertragen") und Missständen ("wenn ihr Menschen ins Gehirn fickt/ Ich bin ein einsamer Dichter und muss zurück zur Natur"). Dabei texten sie sehr bildhaft, und das Thema "Wald" taucht immer wieder auf. Atmosphärisch versprechen Vogelgezwitscher und prasselnder Regen große Naturverbundenheit.
Einzig und alleine Groove, druckvolle Vibes und schlicht und einfach Energie fehlen dem Erstling. Rühren die Nachtwandler doch immer wieder in der gleichen Suppe herum. Auf Dauer lahmt der Sound-Mischmasch gewaltig, allem Gezwitscher heimischer Amseln, Drosseln, Finken und Staren zwischen den Songs zum Trotz.
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