laut.de-Kritik
Eine gelungene Aufnahme mit Wohnzimmer-Atmosphäre.
Review von Giuliano BenassiDer Beginn der 1970er Jahre scheint Neil Young viel zu bedeuten - mit "Live At The Cellar Door" erscheint in der "Archives Performance Series" nun bereits der dritte Auftritt aus dieser Zeit. An sich nicht weiter erstaunlich, feierte er damals die größten Erfolge seiner noch jungen Solokarriere.
"Live At Massey Hall" (2007) bot die Aufzeichnung eines Konzertes in Toronto im Januar 1971. Der vorliegende Mitschnitt ist nur wenige Wochen älter, jedoch von einer ganz anderen Sorte, handelte es sich hier nicht um eine große Halle, sondern um einen kleinen Club in der US-Hauptstadt Washington. In drei Tagen (vom 30.11 bis 2.12.1970) gab der Kanadier insgesamt sechs Konzerte, die er nun zu 45 Minuten zusammen geschnitten hat.
Wie gewohnt ist die Qualität der Aufnahmen hervorragend. Sicherlich lässt sich heutzutage vieles nachträglich ausbessern, doch schon damals muss Young gutes Equipment eingesetzt haben. Von Beginn an hat man das Gefühl, er säße im eigenen Wohnzimmer – was auch daran liegt, dass sich das Publikum zurückhält und nur zwischen den Songs artig klatscht. Dem Meister, sofern er damals schon einer war, gebührt die ganze Aufmerksamkeit.
Dass die Setlists nur sechs gemeinsame Stücke beherbergen ("Tell Me Why", "Old Man", "Don't Let It Bring Your Down", "See The Sky About To Rain", "I Am A Child" und "Down By The River") ist wohl darauf zurück zu führen, dass Young hier aus vier Auftritten auswählen konnte, zeigt aber auch, wie groß sein Repertoire damals schon war.
Und auch dessen Güte, denn selbst wenn Dauerbrenner wie "Heart Of Gold" oder "Needle & The Damage Done" fehlen, kommt bei "Cellar Door" keine Langeweile auf. Lediglich "Don't Let It Bring Your Down" fällt wegen der hohen Stimme stellenweise anstrengend aus. Dafür ist ein sehr brauchbares Stück wie "Bad Fog Of Loneliness" wieder dabei, das es nie auf ein Studio-Album geschafft hat und erst auf "Massey Hall" das diskographische Licht der Welt erblickt hat. Auch "See The Sky About To Rain" ist eine Rarität, erschien es doch 1974 auf dem wenig beachteten "On The Beach".
Den Abschied macht ein Stück von Buffalo Springfield, vor dem sich Young noch mit dem Publikum amüsiert. Am interessantesten fällt jedoch "Cinnamon Girl" aus, im Original ein Stück mit verstärkter Gitarre und wummerndem Bass, hier ungewohnt mit Klavierbegleitung.
So entspannt hat Neil Young bislang noch selten geklungen, zumal er auf eine Mundharmonika verzichtet und das ganze Konzert mit Gitarre und Klavier bestreitet.
Dass er damals schon anders konnte, zeigte in Begleitung von Crazy Horse auf "Live At The Fillmore East" -die erste Veröffentlichung der "Archive Performance Series". Im März 1970 entstanden, aber erst 2006 veröffentlicht.
4 Kommentare
hoffe dass er mal bald die 3 unveröffentlichen alben aus den 70er raus haut, immer diese live-releases mit den immer gleichen songs...
meisterhaft !
das brave klatschen war in 1970 noch so, selbst bei bands wie deep purple
http://www.youtube.com/watch?v=LBG4vxi9mtk !
neil young in concert bbc 1971 (ca 30 m)
http://www.youtube.com/watch?v=_UAGrpw3k5M