"Verknallt In Einen Talahon" steigt auf Rang 48 der deutschen Singlecharts ein - zwischen Beyoncé und Taylor Swift. Der Text steht bereits in der Kritik.

Berlin (ebi) - In den deutschen Singlecharts gibt es auf Rang 48 einen Neueinsteiger zu vermelden: "Verknallt In Einen Talahon" von einem Artist namens Butterbro feat. udio.com. An sich ein Faktum ohne viel Nachrichtenwert, doch der Artistname lässt es bereits erahnen: Die Nummer, die auf TikTok und Instagram viral ging, stellt den ersten KI-generierten Song in den deutschen Charts ever dar. Ein geschichtsträchtiges Datum also. Umrahmt wird Butterbro feat. udio.com dort von Größen wie Beyoncé (Rang 47) und Taylor Swift (Platz 49).

Wer immer den Song initiiert hat, wählte einen cleveren Ansatz: "Verknallt In Einen Talahon" schunkelt sich im eingängig melodiösen Old School-Schlager-Modus mit Streichern, Gitarreneinsatz und glasklarer, stereotyp erotischer Frauenstimme reibungslos durch vier Minuten. Der gewöhnungsbedürftige, ironisch gemeinte Text sorgt bereits für Kritik, beschreibe "Talahon" in den Sozialen Medien doch einen Stereotyp für junge, materialistisch orientierte Männer mit rückwärtsgewandten Ansichten bezüglich des Verhältnisses der Geschlechter.

Erstellt wurde "Verknallt In Einen Talahon" auf der Plattform des KI-Start-ups udio.com. Das KI-Modell, das mit Unmengen an Musikdaten trainiert wird, generiert mit wenigen Klicks basierend auf den Vorgaben und Beschreibungen der User:innen täuschend echte Songs. Nicht umsonst sehen sowohl Künstler:innen wie Muskindustrie ihr Geschäftsmodell durch Künstliche Intelligenz bedroht: Ende Juni reichten Majorlabels Klage wegen Urheberrechtsverletzung u.a. gegen udio ein. Bereits im vergangenen April hatten zahlreiche Stars wie Billie Eilish und R.E.M. in einem offenen Brief die Ausbeutung ihrer Kunst durch Tech-Unternehmen moniert.

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12 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 11 Stunden

    Ganz toller Song. Da bleibt nur, an den gesunden Musikverstand der schlafwandelnden Hörerschaft zu appellieren, sich in Zukunft nicht ganz täuschen zu lassen oder noch besser bei manchen Produkten zu recherchieren (was für eine mühsame Vorstellung bei primärer Unterhaltung/Kunst). Schön für den technologischen Fortschritt im Generellen, verheerend für das Genre Musik für mich, andere wiederum werden sicher da ihre Pluspunkte draus ziehen. Bin mal gespannt was nach den Talahühnern so für Themen angegangen werden. Gab zwar ja schon immer seelenlosen Plastik-Pop, aber kreative/fundierte Verrisse über lazy KI-generierte "Werke" zu schreiben ist mir zu blöde. Das sehen wir ja im Bereich gaming oder bei Musikvidos auch schon in stark ansteigender Form. Fortschritt lässt sich aber nicht aufhalten, egal in welche Richtung er marschiert

  • Vor 11 Stunden

    Mal angenommen, dass wir KI-gestützte Musiksoftware hätten, die fast immer genau das macht, was man eingibt; was wäre die Konsequenz für Musik abseits von Spaß/Gimmicks?

    Wenn ich jetzt nicht irgendetwas auf gut Glück generieren möchte, muss ich ja total detailliert prompten (meinetwegen auch per Spracherkennung), so dass es dann eher eine textbasierte Steuerung meiner DAW ist. "Erstelle mir einen Old-School-Hip-Hop-Beat" wird ja dann das Gleiche bringen, wie ein Old-School-Hip-Hop-Beat-Pack herunterzuladen und sich die Beats anzuhören. Ich muss dann ja schon schreiben "Erstelle mir einen Hip-Hop-Beat mit einem Amen-Break-Drumkit, der Snare auf der 2 und 4, synkopische Bass Drum, geschlossene Hihat auf jedem zweiten Beat usw. Zerhacke mir ein Soul-Sample von xy Erstelle eine Chord-Progression mit einem M1-Organ-Sample....".

    Es geht dann vielleicht alles schneller, aber mir fehlt die Phantasie, um daraus jetzt die absolut Riesenrevolution zu machen. Man sieht es ja beim Programmieren. Es bringt eine Menge, erspart Fleißarbeit, aber ich kann mir trotzdem keine Web-App für Firma XY erstellen lassen, weil es dazu einfach ganz andere Kompetenzen braucht, die über das reine Programmieren hinausgehen.