laut.de-Kritik

Es knallt - nur leider nicht immer laut genug.

Review von

Wochenlang wurde in der Fachpresse und unter Kennern der Metal-Szene spekuliert, gemunkelt und prophezeit. Wie würde das "Debütalbum" des ehemaligen Metallica-Bassisten Jason Newsted wohl klingen? Schlussendlich erhofften sich fast alle eine energiegeladene Mischung der Werke der Bands, mit denen der mittlerweile fünfzigjährige Amerikaner während der vergangenen drei Dekaden zu Gange war (Flotsam , Metallica, Echobrain, Voivod).

Mit dem vorab veröffentlichten Albumtitel "Heavy Metal Music" schien Newsted die Erwartungen zu bestätigen. Und so präsentiert sich das 57-minütige Gesamtpaket in punkto Grundausstattung und Fassade dann auch – nämlich als lupenreine Genre-Huldigung. Der Titel ist Programm.

Gleich zu Beginn ("Heroic Dose") lädt der Verantwortliche zur Time Travel-Tour zurück ins Jahr 1984, als ein Album namens "Kill Em All" praktisch über Nacht die gesamte Starkstrom-Gemeinde in ein Heer nimmermüder Headbanger verwandelte. Trocken und gusseisern ebnen die abgedämpften Powerchords der beiden Newsted-Mariachis Mike Mushok (Staind) und Jessie Farnsworth das kratzige Midtempo-Fundament, während sich Newsteds Bass und das Kesselspiel von Drummer Jesus Mendez Jr. im Background zu einem motörheadschen Ganzen vereinen.

Ganz vorne positioniert sich Newsteds markantes Organ, das, in Hall gebettet und durch den Verzerrer-Wolf gedreht, klingt, wie das eines ausgehungerten Reißzahn-Vierbeiners. Heavy Metal. Nicht mehr und nicht weniger.

"Soldierhead" bedient sich derselben Zutaten. Gerührt wird allerdings dreimal so schnell. Nach dem von einer düsteren Sechssaiter-Melodie getragenen Raubein-Schlepper "... As The Crow Flies" scheint sich der Grundkreis zu schließen. Simple, aber dennoch packende Edelstahl-Riffs treffen auf rotzige Rhythmusarbeit. Dazu eine Stimme, die wohl in keiner anderen Branche besser aufgehoben wäre. Fernab von allzu aufgesetzten Harmonielinien rattert Heavy Metal in Reinform durch die Boxen.

Mit dem vertrackten "Ampossible" gewährt das Quartett urplötzlich einen Einblick ins heimische Sabbath-Archiv, ehe das folgende "Long Time Dead" mit psychedelischen Drohgebärden und reichlich Hummeln im Hintern nachtritt. Das stampfende "Above All" kommt zwar mit langlebigen Soli-Einschüben daher, bleibt aber letztlich dennoch an der Filler-Hürde hängen. Wesentlich impulsiver und spannender präsentiert sich der progressive Stampfhammer "King Of The Underdogs".

Mit der archaischen Doom-Verneigung "Nocturnus" und der fünfeinhalbminütigen Venom-meets-Sabbath-Ode "Kindevillusion" verdient sich auch das letzte Albumdrittel den 'Prädikat wertvoll'-Button. Für den erstrebten Zusatz "besonders" reicht es aber dann noch nicht ganz. Dafür fehlt vielen Songs einfach das gewisse Etwas, der packende Mitreißeffekt oder ein hymnischer Fist-in-the-Air-Refrain. Knallen tut "Heavy Metal Music" dennoch – nur halt nicht so laut, wie man es vielleicht von einem erfahrenen Hartwurst-Kanonier wie Jason Newsted erwartet hätte.

Trackliste

  1. 1. Heroic Dose
  2. 2. Soldierhead
  3. 3. ...As The Crow Flies
  4. 4. Ampossible
  5. 5. Long Time Dead
  6. 6. Above All
  7. 7. King Of The Underdogs
  8. 8. Noctornus
  9. 9. Twisted Tail Of The Comet
  10. 10. Kindevillusion
  11. 11. Futureality

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8 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    "Heavy Metal Music" hat mehr Eier in der Hose als "St. Anger" und "Death Magnetic" zusammen. Mal abgesehen davon, dass das Songwriting von Jason jenes der Herren Hetfield und Ulrich mal locker in den Schatten stellt.
    NEWSTED klingen so, wie METALLICA gerne wieder klingen würden, es aber nicht (mehr) können.
    Vielleicht hinkt der Vergleich mit METALLICA aber ich finde es immer wieder erstaunlich, wie jeder lauhe Furz der "größten Metal-Band der Welt" abgefeiert wird, während man andere Outputs (wie hier auch) dann doch eher kritisch beäugt.
    Natürlich haben NEWSTED hier nicht das Rad neu erfunden aber zumindest wird diese Scheibe nicht in meinem CD-Regal verstauben, im Gegensatz zu dem Kram, den METALLICA nach 1992 veröffentlicht haben...

  • Vor 11 Jahren

    "Heavy Metal Music" hat mehr Eier in der Hose als "St. Anger" und "Death Magnetic" zusammen. Mal abgesehen davon, dass das Songwriting von Jason jenes der Herren Hetfield und Ulrich mal locker in den Schatten stellt.
    NEWSTED klingen so, wie METALLICA gerne wieder klingen würden, es aber nicht (mehr) können.
    Vielleicht hinkt der Vergleich mit METALLICA aber ich finde es immer wieder erstaunlich, wie jeder lauhe Furz der "größten Metal-Band der Welt" abgefeiert wird, während man andere Outputs (wie hier auch) dann doch eher kritisch beäugt.
    Natürlich haben NEWSTED hier nicht das Rad neu erfunden aber zumindest wird diese Scheibe nicht in meinem CD-Regal verstauben, im Gegensatz zu dem Kram, den METALLICA nach 1992 veröffentlicht haben...

  • Vor 11 Jahren

    @dpetri
    Absolute Zustimmung in allen Punkten!
    Sehr schöne Platte :)

  • Vor 11 Jahren

    Dass Jason Newsted geile Songs schreiben kann, hat er schon auf dem FLOTSAM + JETSAM Debut eindrucksvoll bewiesen. Ein Jammer, dass er das bei METALLICA nicht durfte. Vielleicht wären sie dann nicht immer langweiliger und öder geworden.

  • Vor 11 Jahren

    Stimme JaDeVin grundsätzlich zu. Aber Mastodon kopieren nurmehr ja auch nur die 70er-Jahre...

  • Vor 11 Jahren

    Klasse Scheibe. Stampfender Metal, der Name ist Programm. Newsted und co. erfinden den zwar nicht neu, aber er beweist einmal mehr, daß er mehr drauf hat als er bei Metallica zeigen durfte. Dennoch klingt die Platte sehr eigenständig und erinnert (zum Glück) kaum an seine alte Wirkungsstätte. 4 Sterne von mir...