laut.de-Kritik
Das rauhe '83er Debüt im 5.1-Sound mit Bonus-DVD.
Review von Daniel StraubMute Records ehrt einen seiner bedeutendsten Künstler mit einer Serie von opulenten Re-Releases. Nick Cave heißt der Mann, dessen erste vier Alben gerade neu erschienen sind, verpackt in einem schön gestalteten Digipack mit ausführlichen Liner Notes zur Entstehung der jeweiligen Platte und kurzen Erläuterungen zu den einzelnen Songs.
Als Bonus dazu erscheint jeweils eine DVD, auf der die komplette Audiospur im 5.1-Sound sowie Video-Clips und Interviewausschnitte mit Nick Caves Begleitband, den Bad Seeds zu finden sind. Im weiteren Verlauf des groß angelegten Projekts sollen alle 14 Studioalben von Nick Cave soundtechnisch auf den neuesten Stand gebracht und mit DVD-Boni wiederveröffentlicht werden.
Den Auftakt zum ersten Vierergipfel bildet das 1983er Longplayer-Debüt "From Her To Eternity". Die Songs waren das erste Release von Nick Cave, nachdem er The Birthday Party den Rücken gekehrt hatte. Jene australische Formation hatte es Anfang der 80er Jahre in London zu einigem Renomee gebracht.
Jedoch befriedigte die Arbeit Bandchef Cave künstlerisch immer weniger und so zog er einen Schlusstrich, um kurz darauf mit Barry Adamson, Mick Harvey, Blixa Bargeld, Hugo Race und Anita Lane ein neues Projekt zu starten.
Ohne einen konkreten Plan von seiner musikalischen Zukunft zu haben, buchte Cave ein Studio in London, lud seine Mitmusiker dorthin ein und los gings. Entsprechend roh und ungeschliffen kommen die Aufnahmen von "From Her To Eternity" daher. Tragendes Element ist Caves Vocal-Performance.
Sie strahlt in jeder Sekunde Leidenschaft und totale Hingabe aus, in manchen Momenten gar eine gewisse Professionalität, die erahnen lässt, warum sich der Australier später einmal zu einem der begnadetsten Storyteller der Popmusik entwickeln sollte.
Der rohe Charme, der die Songs auf "From Her To Eternity" umweht, erfährt durch die Begleitband Bad Seeds zusätzliche Nahrung. Einstürzende Neubauten-Sänger und DIY-Gitarrist Blixa Bargeld fehlt nicht nur das Können, sondern auch das Selbstbewusstsein, um mehr als ein paar eingestreute Akkorde zum Besten zu geben.
Aber auch Mick Harvey und Barry Adamson hängen während den sieben Songs weitgehend in der Luft und belassen es zumeist bei einer spärlichen Instrumentierung. In einem derart labilen Bandgefüge mutet es schon reichlich vermessen an, dass Nick Cave & The Bad Seeds ausgerechnet das Cohen-Cover "Avalanche" zum Einstieg in ihr Debüt wählen.
Einen gefestigteren Eindruck vermitteln die Musiker bei noisigen Ausbrüchen wie auf "Saint Huck". Hier deckt das allgemeine Geräuschlevel viele der technischen Unzulänglichkeiten der Bad Seeds mit einem Schleier von Schreien, Feedbacks und Dissonanzen zu.
"From Her To Eternity" gehört sicher nicht zu den ganz großen Cave-Alben, darf jedoch als Debüt einen gewissen Sonderstatus beanspruchen. Und hin und wieder kommt eben doch der Moment, in dem der spröde und dunkle Indie-Blues genau die eigene Stimmungslage trifft.
3 Kommentare
schon geil. aber auch ich muss gestehen:
wenn da firstborn's dead und eternity so nebeneinander stehen, dann greife ich eher selten zu dem debut.
der immense schritt nach vorn innerhal eines jahres mit solch zeitlosen perlen wie tupelo oder blind lemon jefferson.....das bewegt mich einfach mehr.
du nimmst ja die quintessenz meiner noch folgenden review zu "the first born is dead" vorweg...unverschämtheit...:)
oh.....ich....ähem.....verstehe
ich glaube ja ohnehin, das wir beide eine extrem hohe übereinstimmung im hinblick auf musikalische vorlieben haben. durch die altersbedingte nähe dann wahrscheinlich vieles zur gleichen zeit kennengelernt.