laut.de-Kritik

Mr. Scruff u.a. remixen heißen Funk aus Finnland.

Review von

Die Wiederauferstehung des Souls auf den Tanzflächen des alten Europas ist in den Köpfen vieler hauptsächlich mit den Namen Amy Winehouse und Mark Ronson verbunden. Bei Budos Band oder Sharon Jones werden viele schon passen müssen.

Ähnlich verhält es sich wahrscheinlich mit Nicole Willis & The Soul Investigators, deren 2006 erschienenes, drittes Album "Keep Reaching Up" leider in keinerlei Hinsicht die Aufmerksamkeit und die Verkaufszahlen erreichte, wie die prominenten Kollegen aus England.

Nichtsdestotrotz ist dem zehnköpfigen Kollektiv ein Achtungserfolg gelungen, der beweist, dass heißer, treibender Soul und Funk auch aus dem kalten Finnland stammen kann und nicht nur Gilles Peterson begeistert ("Got that sound down perfectly. Supporting this everyway I can"). Auf "Keep Reachin' Up: Remixed" versammeln sich gleich elf weitere Fans, die die Originale weiter auf Tanzfläche trimmen wollen.

Glücklicherweise sind diese Fans nicht gerade Amateure ihres Faches, weswegen sich nun auf einer knappen Stunde Laufzeit elf der besten Remixer unserer Zeit tummeln. Hier geben sich u.a. Mr. Sruff, Blackbeard und Afronaut von Bugz In The Attic die Klinke oder wahlweise die Regler in die Hand.

Gerade Letzterer überragt mit seiner Interpretation von "Holding On" die Kollegen um Längen. Das ist Broken Beat in Reinform, bei dem definitiv kein Tanzbein still steht und eine der besten Singles, die ich dieses Jahr gehört habe. Kein Wunder, dass kurz vor Albenrelease eben dieses Stück noch als Single veröffentlicht wurde.

Standesgemäß befassen sich mit dem größten Hit "If This Ain't Love (Don't Know What Is)" gleich zwei Vertreter der produzierenden Zunft. Während sich Mr. Scruff bei seinem Remix vor allem auf ein treibendes Drumgerüst konzentriert und damit näher am Original bleibt, geht das Elizabeth Shepherd Trio den Track eher aus der Sicht des Pianos an und zaubert aus der im Original eher ruhigeren Nummer ein ungeheuer grooviges Stück Jazz. Welcher Remix der bessere ist, sei an dieser Stelle einfach mal dahingestellt, beide schenken sich nahezu gar nichts.

Währenddessen tendiert Blackbeard eher in Richtung Dub, nachdem er "No One's Gonna Love You" fast vollständig reduziert und die wenigen verbliebenen Töne neben dem Rhythmus zur Gänze durch elektronische Klänge ersetzt. In die gleiche Kerbe schlägt Simbad, der allerdings noch weiter geht und mit seiner Dub-Step-Reinkarnation von "Invisible Man" ein weiteres von vielen Highlights der Platte liefert. Eher schwach fällt hingegen Rob Lifes Remix von "Keep Reachin' Up" aus, der sich kaum vom Original unterscheidet.

Für Puristen jeder Art ist diese Scheibe mit ihren unterschiedlichen musikalischen Tendenzen mit Sicherheit kein besonders großer Genuss. Für alle, die gerne mal in verschiedene Richtungen hören, könnte sie ein voller Erfolg sein.

Trackliste

  1. 1. Soul Investigator's Theme (Ghost Remix)
  2. 2. Feeling Free (Aaron Jerome Remix)
  3. 3. If This Ain't Love (Mr. Scruff Remix)
  4. 4. A Perfect Kind Of Love (Lack Of Afro Remix)
  5. 5. Holding On (Afronaut Remix)
  6. 6. My 4 Leaf Clover (The Dynamics Remix)
  7. 7. No One's Gonna Love You (Blackbeard Remix)
  8. 8. Invisible Man (Simbad Remix)
  9. 9. If This Ain't Love (Elizabeth Shepherd Trio Remix)
  10. 10. Keep Reachin' Up (Rob Life Remix)
  11. 11. Soul Investigator's Theme (Mike Slott Of Heralds Of Change Remix)

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