laut.de-Kritik
Erstes Remix-Album des Grenzgängers zwischen Jazz und Club-Sound.
Review von Kai KoppMit "Recoloured" geht Nils Petter Molvaer in die nächste Runde. Sein Debutalbum "Khmer" erregte bereits 1998 die Gemüter der Jazzer ebenso wie die Anhänger guter Club-Musik. Zum Dank wurde es mit dem deutschen Schallplattenpreis bedacht. Aber das war erst der Anfang ...
Auf der darauf folgenden Tour überzeugen Nils und seine Mannen mit einer atmosphärisch dichten Live-Performance. Eine schnell wachsende Fangemeinde ist der Dank dafür, dass Nils dem Jazz endlich sein verstaubtes Image raubt. Wer hätte gedacht, daß die Wikinger sich als Retter des bisher einzigen amerikanischen Kulturgutes erweisen.
Nils hat keine Berührungsängste. Er verbindet seine jazzigen Roots mit elektronischen Club-Beats, und so ist es nur konsequent, wenn mit "Recoloured" das erste Remix-Album erscheint. Nachdem die Takes schon auf Vinyl in den DJ-Sets rotierten, liegt nun die Komplett-Ausgabe auf CD vor. Eine wunderbare Ansammlung von Re-Interpretationen, die dem Genre Remix alle Ehre erweisen. Die Titel sind allesamt sehr eigenständig und gehen mit dem Ausgangsmaterial respektvoll, aber mit größtmöglicher kreativer Freiheit um. Dabei entstehen im Grunde neue Songs, die aus derselben Quelle wie das Original schöpfen, sich aber frei entfalten und ihren "eigenen" Weg gehen. Ganz im Sinne des Urhebers und der großen Jazzhelden, die sich darin einig sind, dass ein Stück nie "fertig" ist. Eine Aufnahme immer nur eine augenblickliche Version darstellt, niemals die endgültige Wahrheit.
Trotzdem hat "Recoloured" den Kopfhörer-Test nicht bestanden. Das Original geht mehr in die Tiefe und hält auch bei intensivem Hören die Spannung. Das leistet "Recoloured" nicht, dafür ist sie die optimale Begleitung für einen gepflegten Sofa-Chill à la Kruder und Dorfmeister. Bleibt die Frage, warum die Wiener Kollegen ihren Senf zu diesem ansonsten sehr gelungenen Album nicht beigetragen haben?
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