laut.de-Kritik
Traumwandlerische Reisen in minimalistische Gefilde.
Review von Deborah SchmidtDiese Dame verzaubert mit einer Musik, bei der wunderbare Melodien und Texte mit charmantem Akzent aus den Lautsprechern plätschern. Der Titel "There Is No One Else When I Lay Down And Dream" lässt schon erahnen, dass die französische Wahlberlinerin verträumte Klänge erschafft.
Der erste Titel "Touriste" betört mit jenem sanften elektrisierenden Sound, der typisch ist für diese Platte. Madame Leece vertritt ihren ganz eigenen Stil. Schließlich kreiert die Musikerin ihren Sound autark im sogenannten "Leece-Laboratorium", wie sie ihre persönliche Kreativwerkstatt nennt.
Zum Nachdenken und Träumen verleiten Zeilen wie "I'm a tourist in my mind" oder "sometimes I wish I could sit on top of the world". Doch wer jetzt den Eindruck hat, die Sängerin hätte ausschließlich Einschlaflieder in petto, der täuscht sich. Verziert mit allerlei elektronischen Klängen und Beats ist "There Is No One Else When I Lay Down And Dream" alles andere als langweilig.
"Sie hantiert traumwandlerisch mit (Minimal) House, Clicks & Cuts und Synthiepop und mischt das Ganze mit Einsprengseln von Geräuschen, analogen Instrumenten und Field Recordings", beschreibt das Label Ninas Sound. In diesem Fall hätte man es kaum treffender formulieren können.
"Division" legt mit einem guten Beat los, dem sich weiteres minimalistisches Geklacker anschließt. Hier kann man sich Ninca bildlich vorstellen, wie sie allerlei Knöpfe und Tasten drückt. Ähnlich verhält sich "Aseptique", das noch einen Zacken experimenteller ist.
"Funny Symphony" und "The Beast" mit Textzeilen en francais machen Lust auf Café au Lait und Croissants in Pariser Elektroclubs. "The Uncut Version" hat was aus den 80ern und kann einen dichteren Sound vorweisen als die meisten Songs des Albums.
Nincas klare Stimme entzückt bei "You're Walking In My Head" ganz besonders. Aber auch der Song-Aufbau ist spannend: verschiedene Beats und Melodien vermischen sich wie von selbst. Das finale "Like A Tattoo" fällt mit orchestralen Elementen und ohne einschlägigen Beat aus dem Rahmen und begeistert als wunderschöne Ballade.
So unabhängig Ninca Leece beim Komponieren und Produzieren auch sein mag, es hat doch ein Cover auf das Album geschafft: "Lovesong" von The Cure. Die 89er Single in neuem Gewand dürfte Robert Smith sicherlich zusagen, da es sich um eine sehr liebevolle Interpretation handelt.
Madame trällert auf ihrem Album "Come to me, adore me". Da bleibt nichts anderes übrig, als Ninca mit ihren eigenen Zeilen zu antworten: "I don't want to resist you!"
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