laut.de-Kritik
Die Sängerin Micha Voigt entdeckt das Bandgefüge wieder.
Review von Giuliano BenassiNach einer Babypause kehrt die Wahlmünchnerin Micha Voigt mit ihrem zweiten Album zurück. Stand sie musikalisch auf ihrem Debüt "Fire Blue" (2004) mit Akustikgitarre und tiefer Stimme im Mittelpunkt des Geschehens, hat die ehemalige Sängerin der Combo The Run auf "Underwater" nun das Bandgefüge wiederentdeckt.
An den Aufnahmen wesentlich beteiligt waren die Cellistin Melanie Kraus und der Gitarrenspieler Matthias Haupt. Die auffälligste Änderung liegt im Sound, der vielschichtiger und dichter geworden ist. Das Cello verleiht den Kompositionen eine melancholische Grundnote, die zusätzliche Gitarre bringt ein verspieltes Element ein. Gut zu hören in "Kiss Me Loneliness", das ruhig beginnt und sich am Ende an "Hey Jude" von den Beatles anlehnt, mit einem Augenzwinkern in Richtung "Sympathy For The The Devil" der Rolling Stones. Hinzu kommen Schlagzeug, Bass, gelegentlich auch Bläser und weitere Saiteninstrumente.
Dennoch fallen die meisten Stücke eher ruhig aus. Handelten Voigts Texte auf "Fire Blue" noch von ihren Eindrücken aus einer zweijährigen Reise auf der anderen Seite der Welt, beschäftigen sie sich nun mit ihrem Innenleben. Ausnahmen bilden das kritische "Soldier" und das atmosphärische Instrumental "Ballad Of A Soldier".
Zum Schluss kommt noch Experimentierfreude auf. "Goldtown" beginnt mit einem gesampleten Beat und wartet mit einer elektronisch verzerrten Stimme auf, der Hidden Track "Let There Be Rain" klingt dagegen schon so fies, dass er entfernt an Nick Caves Bad Seeds erinnert.
Sprengsel, die den folkigen Grundton nicht ernsthaft in Frage stellen. Im eigenen Snakehouse Studio aufgenommen, zeichnet sich "Underwater" wie schon der Vorgänger durch einen außergewöhnlich gut abgemischten Sound aus – schließlich ist Voigt hauptberuflich Tontechnikerin. Trotz des erhöhten Aufwandes bleibt festzustellen, dass der Zweitling nicht so sehr aus einem Guss klingt wie das Debüt.
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