laut.de-Kritik
Kantenloser Pop aus Stuttgart mit allen angesagten Ingredienzen.
Review von Kai KoppDank Xavier Naidoo hat man sich ja an die Parole "Gott in die Charts" gewöhnt! Dass die Losung allerdings eine offizielle Aktion der Evangelischen Kirche ist, haben wir Normal Generation? zu verdanken. Die EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) unterstützte die jungen Stuttgarter Christen schon, bevor sie im Februar den dritten Platz - vor den Kellys - beim Vorentscheid zum Grand Prix d'Eurovision gewannen. Trotz allem werfen Marc, Simon, Rebecca und Steve "keine Bibeln ins Publikum", wie sie beteuern.
Powervoll und tanzbar kickt mich der Opener "Captured" in bester Disco-Funk-Manier in die Welt von NG?. Der Song hat alles, was einen modernen Poptrack ausmacht: eingängige Hooks, "flotte" Beats, durchschaubare Strukturen, Mitsingrefrain, fette Chöre und Streicher, eine Rap-Einlage und (ganz wichtig) Formatradiolänge. Damit ist auch die Marschrichtung vorgegeben: kantenloser Pop mit allen angesagten Ingredienzen. Dazu zählen auch Latin-, Dance-, Rock- und Hip Hop-Anleihen. Das angesprochene Zielpublikum, junge bis sehr junge Teenager, bekommt seine Bedürfnisse in vollem Umfang befriedigt.
"Unser Ziel ist es nicht, Menschen mit unserem Glauben zu erschlagen. Unsere Songs sind wie ein Tagebuch, wir schreiben was uns bewegt, was wir erleben und was wir glauben. Normal Generation? ist real! Was wir singen, das sind wir." Mit diesem Motto erspielten sich NG? seit ihrer Bandgründung 1996 einen stetig wachsenden Fankreis. Nach dem Labelwechsel zu Polydor konnten sie für "VIP", ihr viertes Album, den Erfolgsproduzenten Dieter Falk (Pur, Patricia Kaas ... ) gewinnen.
Rebecca zur Namensgebung des Albums: "Mit 'VIP', dem Kürzel für 'Very Important Person', ist keine bestimmte Person sondern vielmehr alle Bewohner dieser Welt gemeint. Jeder Mensch ist ein VIP, egal ob er auf der Bühne steht oder auf der Straße wohnt, schwarz oder weiß, arm oder reich, beliebt oder unbeliebt ist." Diese Sicht der Dinge stellt eindrucksvoll dar, dass sich die "Jugend von heute" intensiv mit ihrem Weltbild auseinandersetzt. Spiritualität stellt auch in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Größe dar, die auf der Suche nach unumstößlichen Werten eine gute Orientierungshilfe fernab von Karriere und Cash bieten kann. Auch wenn ich mich musikalisch von Prét-A-Porter Pop nicht überzeugen lasse, finde ich die Message gut und wichtig. Oder wie meine Freundin sagt: "Beten schadet nicht!"
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