laut.de-Kritik

Neuausrichtung mit famosen Eigenkreationen.

Review von

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten nehmen Marc Collin und Olivier Libaux sich New Wave und Post-Punk Klassiker zur Brust und verwandeln diese in leicht zu verdauende Bossa Nova-Songs. Dass seit dem letzten Output "Couleurs Sur Paris" ganze sechs Jahre vergangen sind, könnte daran liegen, dass Nouvelle Vague auf "I Could Be Happy" zum ersten Mal in ihrer Historie Eigenkompositionen präsentieren und sich somit ein wenig neu definieren.

Coverversionen fehlen natürlich trotzdem nicht: jeweils drei Klassiker der 70er- und 80er-Jahre kleiden die beiden Franzosen mit Hilfe der Sängerin Liset Alea in Easy Listening. "Athol-Brose" von den Cocteau Twins eröffnet das fünfte Album recht opulent mit Vogelgezwitscher, Air-Trademarksounds, verschiedenen Gitarren und variantenreichem Gesang, der zwischen voluminös, wispernd und sexy verrucht oszilliert.

Eine ebenfalls sehr gelungene Interpretation ist "No One Is Receiving" von Brian Eno. Die Band nimmt den Groove des Originals auf mit Schlagzeug, Gitarre und Klavier. Die sich schlängelnden Melodien geben den Rhythmus des Progressive Rock wunderbar wider.

Die restlichen vier Cover überzeugen leider nicht in diesem Maße. "Love Comes In Spurts" von Richard Hell erhält eine verspulte 70s-Hippie-Note und verliert somit sein hibbelig-rockiges Flair. Die Intonation gerät zudem viel zu unbekümmert. Auch "I Wanna Be Sedated" der Ramones kommt nicht so recht in Fahrt, weil die leicht dreckige Lässigkeit das Tempo zu sehr verschleppt.

The Cures "All Cats Are Grey" bekommt zwar eine liebliche Hommage spendiert mit sanften Synthies, erreicht dennoch nicht die dystopische Atmosphäre des New Wave/Post-Punk-Songs. Der Titeltrack von den Altered Images entschleunigt extrem mit Meeresrauschen, Akustik-Gitarre, gepfiffener Melodie und einer säuselnden Sängerin. Dieses übersteigerte Auf-die-Bremse-treten eignet sich zwar zum entspannten Kir Royal-Süffeln an der Côte d'Azur, wird dem sympathisch-verschrobenen Klassiker aber nicht gerecht.

Nouvelle Vague punkten jedoch mit wirklich interessanten und zauberhaften Eigenkompositionen. "Maladroit", zu deutsch 'ungeschickt', verschafft sich Gehör dank melancholischer Melodie und sphärischen Streichern. "Algo Familiar" entführt mit einem spanisch-französischen Mix plus Akkordeon in ruhige Bossa Nova Gewässer, bis urplötzlich ein E-Gitarrensolo ertönt und diesen Track bis zum Ende faszinierend gestaltet.

Wenn man "Loneliness" hört, fühlt man sich auf einem kleinen Fischerboot chillend an einen Südseehafen versetzt. Steeldrums, erneut ein Akkordeon und nostalgischer Gesang sorgen für auditiven Wohlklang. Das Beste kommt zum Schluss: "La Pluie Et Le Beau Temps" ('Der Regen Und Das Gute Wetter') serviert den typischen Bossa Nova-Sound, der den Hörer wolkig-weich aus dem Album entlässt. Anschmiegsam und tagträumerisch erinnert es an "Le Vent M'a Dit" von La Caina.

Die famosen Eigenkompositionen überzeugen allesamt und leiten eine willkommene Neuausrichtung ein. "I Could Be Happy" gefällt insgesamt dank französischem Charme und luftiger Leichtigkeit, auch wenn die starke Entschleunigung den ursprünglichen Liedern nicht immer gut zu Gesicht steht.

Trackliste

  1. 1. Athol-Brose
  2. 2. Love Comes In Spurts
  3. 3. I Wanna Be Sedated
  4. 4. I Could Be Happy
  5. 5. All Cats Are Grey
  6. 6. No One Is Receiving
  7. 7. Maladroit
  8. 8. Algo Familiar
  9. 9. Loneliness
  10. 10. La Pluie Et Le Beau Temps

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