laut.de-Kritik
Reichlich Power Metal zum 20-jährigen Geburtstag.
Review von Michael EdeleInzwischen ist es 20 Jahre her, dass sich Markus Staiger dazu entschlossen hat, im heimischen Donzdorf sein Label Nuclear Blast ins Leben zu rufen. Anfangs noch hauptsächlich auf Hardcore spezialisiert, hat sich das Label über die Jahre zu einer der führenden Metalfundgruben weltweit entwickelt.
Ähnlich wie Roadrunner Records, die letztes Jahr mit dem "The Allstar Sessions"-Album viele ihrer Künstler unter einen Hut gebracht haben, gibt es nun auf "Into The Light" einen in etwa gleichen Ansatz der Nuclear Blast Allstars. Allerdings schicken die Donzdorfer nur einen ihrer Helden als Songwriter ins Rennen und nicht wie bei Roadrunner deren vier. Rage-Gitarrist Victor Smolski bekam den Auftrag, zehn unterschiedlichen Sängern jeweils einen Song auf den Leib zu schreiben.
Die musikalische Vielfalt der "Allstar Sessions" erreicht "Into The Light" leider nicht, aber die Songs auf dem Album sind nichtsdestotrotz durch die Bank gut. An den Drums steht Smolski dabei sein neuer Rage-Kollege Andre Hilgers und stellenweise Volker Schultz zur Seite, ein paar Keys stammen von Jan-Michael Keller und ein paar weitere Bassspuren von Andreas Dirksmeier. Die restlichen Gitarren, Bässe und Keys hat Victor natürlich selber eingespielt.
Obwohl die Tracks alle wie gesagt gut sind, bedauert man vielleicht ein wenig, dass bis auf eine Ausnahme ausschließlich Sänger am Start sind, deren eigene Bands grob unter die Bezeichnung Power Metal fallen. Den Anfang macht Tobias Sammet mit "Dirty Wings und legt einen sehr eingängigen Song mit jeder Menge Drive hin, der dem Edguy-Fronter wie die eigene Kuhfellhose passt. Dem folgt eigentlich eine reine Rage-Nummer, heavy wie Sau. Mit "Terrified" gibt das Trio schon mal einen Vorgeschmack auf das ab, was wir in Zukunft von den Herren zu erwarten haben - und das knallt!
Sogar Tony Kakko überzeugt mich mit "Ruling The World" durchaus. Regiert hier doch auch die Gitarrenmacht, auch wenn Victor wie bei Tonys Hauptband Sonata Arctica den Keys viel Platz einräumt. Epischer wird es mit "Death Is Alive", dem der ehemalige Therion-Sänger Mats Leven seine Stimme leiht. Hier regiert das Midtempo, ein paar klassische Instrumente geben dem Ganzen eine weitere Dimension. Ähnlich geht es auch Hansi Kürsch an, der "Slaves To The Desert" endveredelt. Allerdings deutlicher heavier und stellenweise sogar ungewohnt elektronisch.
Zuvor steht aber noch die bereits erwähnte Ausnahme mit Destruction-Shouter Schmier an. "Bloodsucker" drückt ordentlich auf's Gas und hält damit etwas einsam und verlassen die Fahne des Thrash Metals hoch. "A Perfect Day" mit Andi Deris ist ebenfalls ziemlich straight gehalten, gibt dem Sänger aber genügend Freiräume, seine Stimme einzusetzen. Diese stehen natürlich auch Oddleif Stensland von Communic zur Verfügung, der mit "Eternally" einen sehr atmosphärischen, ruhigen Song abgegriffen hat. Mit Sicherheit ein Highlight der Scheibe.
Während sich Tarot/Nightwish-Mann Marco Hietala mit "Inner Sanctuary" auf relativ gewohntem Terrain bewegt, überrascht seine ehemalige Kollegin Tarja Turunen mit bislang ungewohnt rockigen Klängen. Meint man es anfangs noch mit einer typischen Ballade zu tun zu haben, setzen die Gitarren auf einmal ganz deutliche Akzente. Auch Tarja selbst versucht sich bei "In The Picture" verstärkt an weniger opern-inspiriertem Gesang und weiß durchaus zu gefallen.
Als kleine Zugabe gibt es eine Bonus-CD mit zehn zusätzlichen Songs, wobei es sich bei den Nummern von Helloween, Gotthard, After Forever und Ride The Sky (neue Band von Ex-Masterplan-Drummer Uli Kusch) um neue Songs, bzw. rares Bonusmaterial von älteren Veröffentlichungen handelt. Die spanische Version von Gotthards "Anytime, Anywhere" (hier "El Traidor") ist jedenfalls ganz witzig, "New Protection" von Ride The Sky wirft mich dagegen nicht unbedingt aus den Socken. Auch Candlemass haben mit "Devil Seed" schon mal einen Vorgeschmack auf "King Of TheGrey Island" abgegeben, und Sirenia runden die Sache ab.
Im LKA Longhorn in Stuttgart steht demnächst noch die Feier zum 20-jährigen Jubiläum an, und man darf mal gespannt sein, was das Label dort live auffährt. Ich werde mir die Sause jedenfalls nicht entgehen lassen und freue mich schon auf die Torte. Da für den Herbst auch schon mit "Out Of The Dark" der zweite Teil des Geburtstagsalbums angesagt ist, dürfte es darauf wohl heftiger zur Sache gehen.
Noch keine Kommentare