laut.de-Kritik
Die persönlichen Favourites der Rüpel-Brüder.
Review von Eberhard DoblerOasis gehören zu den Bands, bei denen ich es mir nicht recht erklären kann, warum ich sie eigentlich gut finde. Vielleicht liegt es an der Handvoll echter Hits, die die Gallagher-Brüder produziert haben. Vielleicht auch am jaulenden Gitarrensound oder doch am zuweilen rüpelhaften Auftreten der Haupt-Protagonisten?
Für rotzige Gitarren steht beispielsweise "Supersonic", mein Lieblings- und ihr mächtigster Track. Selten stattete eine Popcombo ein Midtempo-Stück mit solch undurchdringlichen Gitarrenwänden aus. Unter anderem deshalb bleiben die beiden ersten Alben "Definitely Maybe" (1994) und "(What's The Story) Morning Glory?" (1995) wahrscheinlich auch ihre besten. "Some Might Say", "Slide Away", "Morning Glory", "Cigarettes & Alcohol" - alles schöne Rocknummern.
Dazu gibts melancholische Hymnen ("Wonderwall" oder "Don't Look Back in Anger" - natürlich der letzte Track der Doppel-CD), bei denen einleuchtet, warum es die Geburtshelfer des Britpop-Hypes zu Weltruhm brachten. Hier bleibt es eine Frechheit, dass "Whatever" von einer Oasis-Best Of nicht berücksichtigt wird, die B-Seite der Single, "Half The World Away", aber sehr wohl.
Die Gallaghers packten eben lieber einige Fan- und persönliche Favourites statt alle Nummer eins-Hits auf die Platte. So wurde beispielsweise der Drittling "Be Here Now" (1997) gleich ganz links liegen gelassen und "Heathen Chemistry" (2002) sowie "Standing On The Shoulder Of Giants" (2000) mit jeweils nur einem Track abgefeiert. Die aktuellste Platte "Don't Believe The Truth" ist mit zwei Stücken dabei.
Der gegen Ende recht psychedelische Opener "Rock 'N' Roll Star" zeigt einen weiteren Trick der Briten: Die Songs sind oft als Zwischending aus Song und Jam angelegt, die übliche Songstruktur wird so aufgeweicht, aber nie aufgegeben. Ein schönes Beispiel bleibt hierfür das 5:20 Minuten lange "The Masterplan" vom gleichnamigen '98er-Album (die B-Seite von "Wonderwall"), dem die Gallaghers einen ihrer stärksten Refrains mitgaben.
So sprechen die Tracks Indie-Personal und Mainstream-Publikum gleichermaßen an - Oasis sind die erfolgreichste britische Band der vergangenen zehn Jahre. "(What's The Story) Morning Glory?" ist mit 14 mal Platin gar die meistausgezeichnete Platte der britischen Musikgeschichte. Das Einzige, was der Band abgeht, sind eigentlich schnelle Tracks.
Dafür hat die Best Of - die letzte Platte für Sony, wie die Band genüsslich betont - einen wunderbaren Titel, den mancher wohl gerne Wirklichkeit werden lassen würde. Und ein schönes Booklet dazu.
1 Kommentar
ich finde, es ist eine schöne zusammenfassung von ihrer musik.