laut.de-Kritik
Yada Yada Hey: Diesmal mit Krautrock und Synthesizer.
Review von Michael SchuhYada Yada Hey: It's the Odd Couple again. Die letzte Platte "Flügge" von Berlins funkigstem Rock-Duo ist auch schon wieder eineinhalb Jahre alt und siehe da, Odd Couple mittlerweile gar kein Duo mehr. Wilson Gonzalez Ochsenknecht hat sich ihnen angeschlossen, allerdings belässt es dieser bei einem eindrücklichen Video-Gastauftritt für "Yada Yada" - in den engen Bandzirkel hinein geschafft hat es dagegen Dennis Schulze, zuständig für die Dehnung von Raum und Zeit im Sound, kurz: Synthesizer.
Dies verändert den bekannten, ohnehin experimentierfreudigen OC-Sound um feine Nuancen, die die Band mit der Zeile "Ich komm gar nicht klar mit Stagnation / Keine Lust auf Prokrastination " auf den Punkt bringt. Drauflos jammen, aber besser mit Hirn, nach vorne preschen, aber besser nicht Altes wiederholen, singen und grölen, aber besser noch öfter auf deutsch. Ein "Flügge" Teil 2 liegt hier definitiv nicht vor.
Jede Menge Super tanken die drei Nasen vor allem in der ersten Hälfte der Platte: Der Siebeneinhalb-Minuten-Klotz "Bokeh 21" empfängt uns mit einem monotonen Krautrock-Groove, aha, da wurde mal brav Neu! gehört, oder eventuell auch Toy, diese durchaus nicht uneleganten Trockeneis-Experten aus UK. In den letzten zwei Minuten erlaubt das 'old couple' Kreft und Dehn dem Neuen dann noch das Rumschrauben an lässigen Space-Sounds, passt. Als Bonus gibt's lebensnahe Lyrics: "Das Bier vom Späti frisst ein Loch in mich und die Handy-Rechnung war auch ziemlich hoch".
Nach der würdigen Stiff-Records-Hommage "Stiff" (The Adverts, anyone?) liefert der bereits bekannte Track "Yada Yada" dann das Mantra, das diese Platte auszeichnet: "An deinem eigenen Weg führt kein Weg dran vorbei." Mit Stoner-Feeling und gut Druck von hinten der Standout-Track des Albums. "Vielfraß" gerät trotz schön eingesetzten Pacman-Sounds eher behäbig, gerade im Vergleich zum folgenden "Katta": Auch hier fräsen die Riffs wieder gewohnt altehrwürdig durchs Holzgebälk, mit akuter Einsturzgefahr. Hallo? Hat jemand was gesagt? "Die Wahrheit ist ich hör nichts durch den hämmernden Bass."
So offensiv wie in "Gib Mir Das" wagten sich Odd Couple allerdings noch nie an eine Liebesballade, die den Weg frei macht fürs Album-Finish, wo "Fangdannan" den zarten Krautrock-Faden wieder aufnimmt und nebelt den Proberaum mit Marihuana-Schwaden zunebelt. "Oh, ich träum' schon längst", singt Kreft passend dazu. Etwas zu viel soft couple, für meinen Geschmack, aber so richtig odd wird's danach auch nicht mehr. "Robotik" feiert zwar solide den 60s-Beat und in "Westend" schwurbelt sich Schulze wieder in einen tangerine dream hinein, der Überraschungseffekt hält sich aber in Grenzen. Eines gilt jedoch weiterhin: Odd Couple gehören in den Club, denn dort passiert dann einiges. Man sieht sich.
1 Kommentar
Und zwar so was von ab in den Club! Alle Erwartungen an die Wand gerockt, gespaced, getanzt - pure Energie von Anfang bis Ende.
Und die Platte hört sich danach auch auf einmal ganz anders an, ehrlich.