laut.de-Kritik
Elektro, schwülstig und ausufernd wie ein Goya-Gemälde.
Review von Martin TenschertVegard und Chris von Of Norway ließen einige Zeit ins Technoland gehen, bevor sie in ihrem Stammhaus Connaisseur mit einem neuen Album vorstellig wurden. Genauer gesagt trat laut Aussage der Künstler das Label selbst an sie mit der Anfrage heran. In einem zwischenzeitlich neu errichteten Studio sollten fortan die Arbeiten für "The Loneliest Man In Space" stattfinden, das uns nun mit zehn Stücken zwischen deep und experimentell, konkret und sphärisch erfreut.
"The Life And Death Of Italian Mantrance" verstilbildlicht den weiterentwickelten Sound der Nordmänner. Wie ein Goya-Gemälde, schwülstig, ausufernd und dennoch klassisch wird man in eine Synthesizerorgie eingetunkt, die selbst einen Jean Michel Jarre zum Nachdenken bringen könnte. Ähnlich opulent, aber mit electroid oldschooliger Kraftwerkschule geht "The Yearning" ab. Knisternde Hihats unverhüllte Claps führen aber wieder zum spacigen Break, der dem Stakkato Beat zu mehr Menschlichkeit verhilft.
Tracks wie "Yksm" vermitteln zudem den Eindruck akustischer Visionen, die sich einem klaren Plan unterordnen und von einer ordentlichen Ethno-Brise gelüftet werden. Da kann sich die Weltmusik ruhig mal einen kreischenden Adler von abschneiden.
Chris und Vegard hat ihr neues Studio offensichtlich gut getan, ihre Spielfreude und Vorliebe für variantenreiche Jams finden sich in "Parallel Lines meet in Infinity" wieder. Ein leicht humpelnder Beat trifft den verwunschensten aller Märchensynthesizer. 3 Pillen für Aschenbrödel.
In der Quintessenz ist das good old House Music, aber mit der künstlerischen Eigenständigkeit Of Norways. Waren ihre letzten Beiträge für die Connaisseur Compilations schon klasse, so zeigt dieses Album erst den vollen Umfang ihrer Möglichkeiten.
Der Titeltrack taugt problemlos zum Theme einer möglichen neuen Staffel von Twin Peaks, er hat diese großen Harmonien, ein bisschen wie beim kleinen Prinz und dem Fuchs, nur ohne Poesiealbumweisheiten. Bei der epischen Größe des Stücks merkt man gar nicht die Abwesenheit der Rhythmussektion, genug Druck ist auch so da. Und man kann sich auch auf die Live-Aufführung des Albums freuen, denn die Live-Skills Of Noways sind ebenfalls betörend.
1 Kommentar
Schöne Platte, grade auch die ruhigen Sachen.