laut.de-Kritik
Verzaubernd-einfallsreicher Love-Pop aus London.
Review von Amelie KöpplHypes gibt es viele, aber wohl kaum einer wurde mit so viel Liebe zum Detail erzeugt wie der um das Londoner Duo namens Oh Wonder. Richtig angefangen hat die rührende Erfolgsgeschichte des (tatsächlichen) Paars Anthony West und Josephine Vander Gucht schon vor dem ersten Gig: Ihre Lieblingsbeschäftigung bestand darin, jeden Monat einen neuen, selbst geschriebenen Song bei Soundcloud hochzuladen. "Body Gold" erreichte dabei in wenigen Wochen über 100.000 Klicks.
Das Oh Wonder-Debüt beginnt jedoch mit einem Song namens "Livewire". Es geht darum, sein Herz in die Hände einer anderen Person zu legen. Als Paar können Josephine und Anthony hiervon wahrlich ein Lied singen. "Before you came round, my heart would never beat much faster", heißt es in "Body Gold".
Schon nach ein paar Songs ist die Message zwischen schlicht verzauberndern Pophymnen, einfallsreichen Samples und perfekt getimtem Klavierspiel angekommen: Erst das Zwischenmenschliche macht den Menschen zu dem, was er ist. Auch der nächste, Indieradio-taugliche Track "Technicolour Beat" verkündet dies: "You carry my fears as the heavens set fire."
Im Zentrum der zarten Einzelstücke steht jedoch der perfekte Harmoniegesang des Duos, der die zwar wundervolle Wortwahl aber stets ähnliche Thematik erst zu etwas Besonderem macht. West verhilft dem Organ seiner Partnerin zu angenehmer Bodenhaftung. Guchts Stimme verleiht hingegen allen Songs eine unaufdringliche Leichtigkeit. Dieses kontrastreiche Spiel, dass einem gar nicht als Kontrast bewusst wird, lösen die beiden höchstens live auf.
Der leichtfüßige Pop von Oh Wonder schafft den Spagat von Romantik ("White Blood") und Tanzbarkeit ("Lose It") und ignoriert jeden Verdacht auf kitschige Eintönigkeit. Das Einzige, worüber sie dabei stolpern könnten, ist ihre enge Beziehung zueinander. Die aber noch engere Bindung an ihre Musik, an ihr Baby, würde uns im Falle einer Trennung vielleicht ein Album ganz in düsterer Call-and-Response-Attitüde und dramatischen Tastensoli bescheren. Aber das steht hoffentlich noch weit in den Sternen.
1 Kommentar
Naja, ganz "nett". Ist mir aber zu einförmig und wirkt einschläfernd.