laut.de-Kritik
Indiepop, maßvoll in der Melancholie, zauberhaft in der Instrumentierung.
Review von Martin LeuteIn Torontos Indieszene machte das siebenköpfige Ensemble mit seinem Debüt bereits 2006 auf sich aufmerksam. Der Zweitling "Beacons" rückt sie noch mehr ins Rampenlicht und ist zugleich Ohbijous erste Veröffentlichung in Europa.
Singer/Songwriterin Casey Mecija ist der Kopf der Band und prägt den Sound mit fragilem Gesang und verträumten bis melancholischen Melodien, um den sich neben Gitarren, Schlagzeug und Bass Arrangements aus kammermusikalischem Instrumentarium, lieblichen Backgroundgesängen und Zweitstimmen ranken. Der orchestrale Pop-Folk kommt gediegen, zuweilen pastoral und vermeidet die spektakuläre Geste.
Im Opener "Intro To Season" überrascht Casey zu Pauken, Streichern und eingängiger Gitarren mit anhebendem Gesang, das wunderbare "Wildfires" eröffnet sanft zu Orgel und Glockenspiel, ehe das Schlagzeug das Tempo anzieht und sich das Arrangement aus Bass, Piano, Melodika und den unverzichtbaren Streichern zunehmend verdichtet - süße Ah Ah-Chöre inklusive. Diese Vorgehensweise offenbart sich bald als prägnantes Merkmal.
Die Band versteht es ausgezeichnet, die Songs dramaturgisch wirkungsvoll zuzuspitzen: "New Years" basiert auf einem eingängigen Basslauf samt gezupfter Violine, bevor die Zweitstimme erklingt und sich Caseys Gesang plötzlich emporschwingt und der Track auf ein vielschichtig instrumentiertes Crescendo zusteuert. Ähnlich strukturiert ist "Make It Gold", dessen rasante Dynamik von markantem Trompetenspiel untermalt wird.
Casey thematisiert häufig den Gegensatz von hektischem Großstadtleben und beruhigender Natur. "No time to stop / life's so busy", singt sie in "Memoriam" und spricht in Liedern wie dem vom Banjo begleiteten "We Lovers" ("The moon falls in lines of silver / reflected light on the still water / bring me life in a million colours / bring me love like no other") oder das von der gezupften Akustischen getragenem "Thunderlove" ("I shout 'timber' 'cos/ I am lumber falling down") einem sehnsüchtigen Naturalismus das Wort.
Ob warme Gitarrenakkorde ("Cliff Jumps") oder zärtliche Klavierschläge ("Cannon March") die Lieder grundieren, immer entfalten sich diverse Instrumentalschichten, die organisch wieder zusammen finden ohne sich jemals der Unbändigkeit auszusetzen. Die einnehmende Pianoballade "Jailbird Blues" beendet schließlich "Beacons".
Für den Hörer stellt dieses detailliert arrangierte Werk keine Herausforderung dar, weil es sich allzu bruchlos in die Gehörgänge schlängelt. Genau darin liegt aber auch die Schönheit und Langlebigkeit der Platte, die Lieblichkeit nicht mit Rührseligkeit verwechselt bzw. dem Trübsinn verfällt, sondern Vielschichtigkeit derart harmonisch inszeniert, dass sich deren Raffinesse nicht unmittelbar offenbart.
Die Textzeile "Something sinister / something good" ("Eloise & The Bones") bringt das musikalische Schaffen auf den Punkt: hübscher Indiepop, maßvoll in der Melancholie, zauberhaft in der Instrumentierung.
2 Kommentare
hab sie mir heute gekauft. absolut überwältigend.
die 3 punkte sind ein ärgernis.
nächsten donnerstag support gig im orangehouse. hab ich muffensausen?
jaaaa!
*knieschlottern*