laut.de-Kritik
Toningenieurs-Fertigungen für den Club.
Review von Daniel StraubDie Album-Releases des laufenden Jahres haben Techno-Freunde bislang kaum verwöhnt. Kaum ein Produzent, der mehr zu bieten hat als eine bloße Ansammlung funktionaler Clubtracks. Statt künstlerischer Visionen herrscht formatierte Eintönigkeit vor - der Bremer Produzent Oliver Huntemann macht da keine Ausnahme. In seiner Konzeption einzig auf den Einsatz im Club reduziert, bietet der Longplayer zwar einige gute Tracks für alle Discjockeys. Darüber hinaus hat "H-3" jedoch leider kaum etwas zu bieten.
Die Ideenlosigkeit, mit der Huntemann auf seinem dritten Album zu Werke geht, erstaunt ein wenig, schließlich ist er seit langen Jahren im Geschäft. Seine ersten Releases datieren aus den frühen 90er Jahren. Vor mehr als zehn Jahren hat er mit Confused Recordings zudem sein eigenes Label gegründet. Der Mann verfügt also über reichlich Erfahrung, sowohl als Produzent als auch als A&R. Dieses Fachwissen schätzen auch internationale Künstler wie The Chemical Brothers oder Depeche Mode, die in der Vergangenheit Tracks bei Huntemann remixen ließen.
Neue Auftraggeber dieses Formats dürfte Huntemann mit "H-3" aber kaum auf sich aufmerksam machen. Dafür fehlt allen zehn Tracks die künstlerische Note. Ein kreatives Moment, das die Stücke zu einem gesamten verbindet, ist hier nicht auszumachen, sie stehen isoliert nebeneinander. Verbindendes Element ist einzig, dass man man sie alle ohne Bedenken in ein DJ-Set integrieren kann. Guter Sound für einen Clubabend, wenn man sich nicht die Mühe machen will, nach besserem Futter für die Tanzfläche zu suchen.
Es ist vor allem das Wissen über die Bedürfnisse des Clubs, die Huntemanns Tracks auszeichnen. Das unterstreichen die beiden bereits veröffentlichten Maxis "Rikarda" und "Dios". Ein solider Techno-Groove, das ein oder andere eingestreute Rave-Signal und natürlich ein sorgsam eingeleitetes Break sollen für die kalkulierten Euphorie-Schübe auf dem Dancefloor sorgen. Mehr als ein kurzes gefälliges Kopfnicken vermögen aber auch sie nicht auszulösen - dafür sind sie schlicht zu streng formatiert, zu vorhersehbar.
Positiv anzumerken bleibt das produktionstechnisch hohe Niveau. Alle Sounds sind sauber herausgearbeitet und gegeneinander abgegrenzt. Das klare Klangbild von "H-3" unterstreicht, wo die eigentlichen Qualitäten von Huntemann liegen. Er ist ein hervorragender Toningenieur, der sich mit seinen Geräten im Studio auskennt. Aber er ist eben nur ein mäßig begabter Produzent und mit Sicherheit kein Künstler. Daran ändern auch rund 20 Jahre im Musikgeschäft nicht das Geringste.
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