laut.de-Kritik
Hartwurst mit Schwächen im Satzbau.
Review von Mathias MöllerEs ist an der Zeit, eine kleine Berichtigung vorzunehmen. Hatte ich im Frühjahr bei den heißen Days In Grief noch jubilierend behauptet, ihre Platte klinge so supertoll amerikanisch, fällt es mir im Herbst schwer, die Nachahmung des Sounds von überm Teich zu goutieren. Den Grund bieten die Herren von One Fine Day.
Ganz ähnlich dem Hartwurst-Super-Gau 4Lyn stößt bei One Fine Day besonders der übertrieben amerikanisierte Gesang auf. Hier wird die totale Überbetonung propagiert, dass selbst dem dialektversauten Mitt-Westler die Schweißperlen unterm Stetson hervortreten. Gepaart mit grammatikalischen Unzulänglichkeiten und Schwächen im Satzbau wirkt das manchmal schon ein wenig peinlich.
Das ist schade, denn musikalisch erweisen sich One Fine Day durchaus als hoffnungsvoll, auch wenn sie das große Emo-Rad nicht neu erfinden. Sie verstehen ihr Handwerk durchaus: Ob gefühlvolle Rocker wie "Roll The Dice" (und nicht "Moll The Dice", wie es schon mehrfach betitelt wurde - tricky Artwork, offenbar Marke Eigenbau!) und der Crowdpleaser "Stronghold", oder noch viel gefühlvollere Balladen à la "Uncrowned", für das sogar Streicher aufgefahren werden - hier beweisen One Fine Day erfrischende Eigenständigkeit, auch wenn man sich ein wenig an die Black Crowes erinnert fühlt.
Natürlich dürfen punkige Kracher wie "Johnny Rattlesnake" oder das sinnige "Punkrock Sucks" nicht fehlen - spätestens hier versteht man, warum die Jungs schon mal die Bühne mit der Partybrigade Donots teilen durften.
Was nach einer guten Dreiviertelstunde bleibt, ist das Gefühl, das Debüt-Album einer talentierten Band gehört zu haben, die ihr sicher vorhandenes Potenzial in Zukunft hoffentlich noch besser ausschöpfen können wird. Zu wünschen wäre es ihnen, aber für den Moment hält sich die Begeisterung über "Faster Than The World" in Grenzen.
Noch keine Kommentare