laut.de-Kritik
Wenig echtes Leben hinter der pompösen Glitzerfassade.
Review von Kai Butterweck"Wir wollten einfach ein Album schaffen, das man noch nie gehört hat", hängte sich One Republic-Mastermind Ryan Tedder vor einigen Wochen ziemlich weit aus dem Fenster. Wer den Grammy-Gewinner beim Wort nimmt, wird nach dem Hörgenuss von "Native" allerdings feststellen, dass das dritte Album des Colorado-Quintetts alles andere ist als ein innovatives Werk mit Seltenheitswert.
Zweifelsohne hat die Arbeit der erfolgsverwöhnten Airplay-Combo abermals Hand und Fuß: Die Melodien präsentieren sich im Eingängigkeits-Deluxe-Format, die Produktion ist rund und auf Massenkompatibilität gepolt - doch neu ist das alles nicht. Mit massenhaft Synthie-Spuren ("Feel Again", "Don't Look Down"), tanzwütigen Grooves ("If I Lose Myself", "I Lived") und diversen Hooklines ("Feel Again", "What You Wanted", "Burning Bridges"), die auch nach Stunden noch wie ausgehungerte Egel in den Gehörgängen festsitzen, rennen Ryan Tedder und seine vier Mitstreiter bei gängigen Let's-Party-Radiostationen offene Türen ein.
Die insgesamt zwölf neuen Songs des Fünfers präsentieren sich ähnlich einträchtig wie die fünfköpfige Wildlife-Bande auf dem Cover. Keine Ecken, keine Kanten und keiner will dem anderen etwas Böses. Doch während sich die geballte rosarote "The World Could Be A Better Place"-Attitüde wie ein überdimensionaler Regenbogen durch die heimischen Boxen hinaus in die weite Welt schält, bleibt ein ganz wesentlicher Aspekt guter Musik gänzlich auf der Strecke: Emotionen.
Hinter der pompös errichteten Glitzerfassade sucht man nämlich vergeblich nach Tiefgang, nach pulsierendem Leben, nach echten Gefühlen. Kalkuliert und berechenbar schieben One Republic altbewährte Erfolgsmuster vor sich her. Hier und da ein paar ungewohnt dumpfe Rhythmen ("Light It Up"), eingestreute Epik-Momente ("Au Revoir") und großspurige Gospel-Einsätze ("Preacher") sind einfach zu wenig, um dem ansonsten eher standardisierten Pop-around-the-clock-Treiben des Albums echtes Leben einzuhauchen.
Ausgefahrene Ellbogen oder erleuchtende Aha-Momente sucht man auf "Native" vergebens. Stattdessen halten sich alle Beteiligten an den Händen, kauen zuckerfreie Kaugummis und sitzen - wie auf der Cover-Rückseite - lieber wohlbehütet vor einer wilden Bluescreen-Brandung, anstatt sich in echte brausende Wellen zu stürzen.
4 Kommentare
ist das nicht diese Boyband?
achne, das sind One Direction.
@CafPow (« ist das nicht diese Boyband?
achne, das sind One Direction. »):
Stecken aber alle im gleichen Beutel. Weißt schon, der wo man drauf einprügelt und den richtigen trifft.
ach der. Ja, den kenn ich. Aber man darf nicht zu fest prügeln, sonst isses zu schnell vorbei.
Die haben in ihrer Anfangszeit einige wirklich starke Lieder geschrieben...Jetzt eher weniger