laut.de-Kritik
Die albtraumhaften Töne beschwören eine kalte, düstere Zukunft.
Review von Toni HennigOranssi Pazuzu begannen als Black Metal-Band mit Hang zu Space- und Progressive Rock, öffneten sich jedoch im Laufe ihrer Karriere vermehrt Ambient-, Drone-, Krautrock-, Post- und Stoner Metal-Einflüssen. "Muuntautuja", auf Deutsch Gestaltwandler, stellt nun den bislang radikalsten Break in der Diskografie der Finnen dar. Gitarrist Niko "Ikon" Lehdontie beschreibt die Platte als "albtraumhafte Rave-Musik".
Bereits der Opener "Bioalkemisti" verdeutlicht zu Beginn mit verspielter Elektronik, monotonem Schlagzeug und verzerrten Riffs, dass die Band auf dieser Scheibe viel mechanischer zu Werke geht als in der Vergangenheit. Nur der kehlige, diabolisch anmutende Gesang Juho 'Jun-His' Vanhanens kommt gewohnt vertraut daher. In der zweiten Hälfte setzt sich aber mehr der spacerockige, Oranssi Pazuzu-typische Wahnsinn durch. Zum Schluss klingt die Nummer mit wilden Drumklängen und Gitarrenfeedbacks noisig aus.
Das Titelstück macht mit Trip Hop-artigen Drums, Industrial-Elementen und verfremdeten Vocals seinem Namen alle Ehre und mündet in einer kraftvollen, intensiven Post Metal-Hook. Der Song untermauert, dass man Black Metal, Space- und Progressive Rock mittlerweile eher als Bestandteile unter vielen ansehen kann und nicht mehr unbedingt als die dominierenden Elemente im Soundbild. "Voitelu" legt mit chaotischen Riffs, verspieltem Schlagzeug und schizophrenem Gesang rockend los, verlagert sich aber unter Hinzunahme gespenstischer Klavierklänge und noisiger Elektronik nach und nach immer mehr ins Düstere. Fröhlicher wird es auch im weiteren Verlauf nicht mehr.
"Hautatuuli" bildet wieder ein recht trippiges Stück, das mit repetitiven Rhythmen, deepen Bassläufen, nebligen Gitarrentönen, flüsternden Vocals und bedrohlichen Synthies direkt aus dem "Silent Hill 2"-Soundtrack entsprungen sein könnte. "Valotus" beschwört mit seiner verstörenden Einleitung, der dissonanten Rhythmik, dem erdrückenden Gesang und den gothichaften Klaviersounds kosmischen Horror herauf. Nach einer ambienthaften Überleitung in der Mitte drischt die Band die zuvor aufgebaute, mahlstromartige Atmosphäre lautstark in Schutt und Asche. Zum Schluss hat man den Eindruck, dass sich die Maschinen aus den Überresten des nuklearen Feuers erheben, wenn verzerrte Drums und roboterhafte Stimmfetzen ertönen.
In "Ikikäärme" kehrt zunächst mit experimentellen Keyboard- und Schlagzeugklängen, kunstvollem Piano, sphärischen Akkorden sowie beschwörendem Klargesang ein wenig Ruhe ein. In der Mitte beherrschen jedoch Heavyrock-Riffs, die sich majestätisch in die Höhe schrauben, das Klangbild. Mit dystopisch anmutenden Vocals und Orgelsounds endet schließlich der Track. Zu guter Letzt wähnt man sich vor dem inneren Auge im rein instrumentalen "Vierivä Usva" in der kühlen, trostlosen Zukunft eines "Blade Runner"-Films, wenn man schwere Riffs, schwebende Ambient- und rotierende Synthwave-Töne vernimmt.
Letzten Endes legen die Finnen den Schwerpunkt auf eine beklemmende Industrial- und Gothic-Atmosphäre, ohne ihre hypnotischen Qualitäten zu vernachlässigen. Diese "Rave-Musik" verleitet eher dazu, in die Cyberpunk-Welt eines William Gibson einzutauchen denn sich die Füße abzutanzen.
4 Kommentare mit 2 Antworten
geil!
Man merkt das man bei Metal-Reviews nicht auf die Leser-Wertung achten darf.
So höret, den Rap-Sören bluten wieder mal die Ohren, eine Tasse Mitleid bitte!
*dem, ja pfui
wat laberscht du?
Richtig, richtig gut! ♥
Bin bei Black Metal ja meistens raus, aber hier bin ich heftig drin. Alter ist das krass :0