laut.de-Kritik
Ein Vintagesound, der ohne Optik schnell vergilbt.
Review von Kerstin KratochwillDie überaus erfolgreiche TV-Serie "Babylon Berlin" – ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis und Europäischem Filmpreis – geht in die dritte Staffel und mit ihr der zweite Teil des Soundtracks. Auf "Vol. I" hatte jener mit dem hypnotischen, vom Duo Johnny Klimek und Tom Tykwer geschriebenen Titelsong "Zu Asche, Zu Staub" sogar so etwas wie einen kleinen Hit vorzuweisen.
Die Serie erzählt vom Berlin der so genannten Goldenen Zwanziger und dem dunklen Schatten des aufziehenden Nationalsozialismus. Die dritte Staffel beginnt nun kurz vor dem Börsencrash von 1929 und wartet mit neuen Stars auf. Für vorliegenden Soundtrack dabei wohl am wichtigsten: Meret Becker.
Die Schauspielerin und Sängerin ist geradezu prädestiniert für eine Rolle in der Serie und singt den bezaubernd zarten Song "Bis In Den Mondenschein", der an die Lieder auf ihrem Debüt-Album "Noctambule" erinnert, auf dem sie mit singender Säge und Drehleiher Chansons von Brecht/Weill oder Holländer zum Besten gab. Leider verschenkt man dieses Potential, ist doch mit dem melodramatischen "Elsa Mechanik (Feat. Meret Becker)" nur noch ein weiterer Meret-Song zu finden.
Die anderen Tracks sind kurze instrumentale Interludes oder Stücke vom The Bryan Ferry Orchestra, die im Jazzstil der 1920er Jahre Coverversionen von Roxy Music wie "Avalon" oder "Love Is The Drug" beisteuern. Diesen 'Trick' kennt man von anderen Serien wie zum Beispiel aus "Westworld": Hier ertönen diverse Songs zeitgenössischer Bands auf einem automatischen Klavier, Radiohead, The Cure oder Nine Inch Nails klingen so absolut westernkompatibel.
Auch bei "Babylon Berlin" wirkt dieser Kniff stimmig. Und wie die Serie auch ist die Musik detailliert und dekorativ aufgemacht: Als reines Album funktioniert "Vol. II" aber leider nicht - von den Meret-Becker- und Bryan-Ferry-Songs einmal abgesehen. Für ein komplettes Bild braucht es dringend die opulente Optik zum schicken Sound.
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