laut.de-Kritik
Christina Aguilera und Cher mitten im MTV-Pop-Brei.
Review von Karim ChughtaiEs ist eine herzzerreißende Story, die wohl das Gemüt eines jeden leidenschaftlichen Cineasten erweichen lässt. Die junge Kellnerin Ali Rose (Christina Aguilera) kündigt ihren Job, um der Armut zu entkommen und versucht ihr Glück in der Glamour-City Los Angeles.
Glücklicherweise stellt sie dort Theaterinhaberin Tess (Cher) als Kellnerin ein. Das Happy End ist zum Greifen nah, als Alis unsagbar tolle Stimme entdeckt wird, die sie letztlich zum Star reifen lässt. Fortan darf das Kleinstadtküken in Strapsen über die Bühne hüpfen und alle klatschen mit.
"Burlesque" bringt das Unterhaltungstheater des frühen 20. Jahrhunderts, bestehend aus Tanz, Gesang, Striptease, Rhythm and Blues, Gospel, Soul, Jazz und Swing zurück auf die Leinwand. Auch wenn der Film bereits im Vorspann seinen plumpen Plot-Versuch ziemlich zielgenau offenbart, ist am Soundtrack zumindest gesanglich wenig auszusetzen.
Leider wird die Hochzeit der Burlesque aber stellenweise so künstlich geliftet wie sonst nur OP-Miles & More-Kartenbesitzerin Cher persönlich. Das Problem im schunkelnden Freudenhaus ist ein geschichtlich wenig bewanderter Produzentenstab, der beispielsweise den Tracks "Express" und "The Beautiful People" flackernde Synthesizer vorsetzt.
Auch versuchten sich Sängerinnen damals sicher nicht in Missy Elliott-ähnlichem Sprechgesang oder spürten Triple-Beats der Marke Neptunes unter dem vernetzten Hintern. So versucht der glattgebügelte Soundtrack vielmehr krampfhaft einen aktuellen Hit hervor zu bringen, statt dem historischen Kontext annähernd gerecht werden zu wollen.
"It's a passion and emotion / it's a fashion, burlesque / It'll move, goin' through you / so do what I do, burlesque / All ladies come put your grown up boys / throw it up if you want it / Can you feel me, can you feel it? It's burlesque" ("Express"). Nein, das ist keine Burlesque-Show, sondern MTV-Brei.
Gleichwohl: Aguilera und Cher covern die Grande Dames der Zeitgeschichte recht überzeugend. Besonders die Genie-Flaschenpost überzeugt im direkten Duell mit ihrer Stimmkapazität. Schade, dass hierbei jede Strophe so überzogen klingt wie Casting-Kandidaten vor Dieter Bohlen. Immer so sehr berührt, immer mit so viel Gefühl in der Stimme, immer mit endlos ausschnurrendem Vibrato. Ein Tick zu viel des Guten.
Unter die Coverversionen mischen sich vier neue Aguilera-Songs. Zum erwarteten Duett der Protagonistinnen kommt es aus unverständlichen Gründen nicht. Den meisten Zuschauern dürfte die Musikauswahl ziemlich gleichgültig sein, so lange Mädels in Strapsen vor ihnen herumhüpfen.
In einem Musical unterstützen die Songs jedoch nicht nur die Story, sie sind die Story. Da gerät die Geschichte von "Burlesque" einfach eine Spur zu seicht und beliebig. Ein farbloser Soundtrack zu einem übertrieben bunten Film.
15 Kommentare
gut, dass ich niemanden kenne, der so eine scheisse hört ...
armer karim. das er sich den scheiß anhören musste.
Also, das ist mir die Aguilera um einiges lieber . In jeder Hinsicht.
@Ultraviolet: Cher wurde übrigens jüngst für die Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin nomninert.
Ein feiner Musicalfilm, der nie behauptet hat ein Meisterwerk zu sein - und es auch nicht ist.
2 Stunden lang gute Unterhaltung mit wenig Tiefgang und Anspruch auf Exklusivität. Und genau das macht Burlesque sehenswert.
Ein nahezu perfekte Besetzung, starke Bilder, eine gelungene Musikmischung.
Mir hat er gefallen und nicht nur mit den Augen habe ich geschaut, die Ohren haben meiner Meinung nach auch was gutes zuhören bekommen. Wer sagt eigentlich das jedem alles gefallen muß? Ich habe auch mehr wie eine CD von Cher im CD-Archiv, ich höre schließlich auch AC/DC, Neil Diamond und auch Celine Dion.
@Secret9: Daumen hoch!!