laut.de-Kritik
It's time to hassel the Hoff.
Review von Sven KabelitzDer Überraschungseffekt ist verpufft. James Gunns "Guardians Of The Galaxy Vol. 2" muss nun damit leben, an seinem Vorgänger gemessen zu werden. Man kann sich nun entweder darüber freuen, dass der Film nicht den Fehler vieler Marvel-Fortsetzungen begeht, die die Frische des Erstlings vermissen lassen und das Bild der Helden zunehmend düster zeichnen.
Man kann sich aber auch darüber ärgern, dass man sich zu sehr auf das bewährte Muster verlässt und einfach nur alles, was den Vorgänger ausgemacht hat, nun zuspitzt. Dass Baby Groot zum Scrat und Minimon der Serie mutiert. Die dritte Möglichkeit wäre, sich bis unters Kinn mit Popcorn zu bewaffnen und sich zu freuen, noch einmal auf diesen unheimlich bunten Trip geschickt zu werden. Oder wie es Drax, der Zerstörer ausdrückt: "There are two types of beings in the universe: those who dance, and those who do not."
Der Soundtrack schlägt dieselbe Richtung wie der Film ein und hält sich an die Vorlage. Warum sollte Peter Quills auch plötzlich seinen Musikgeschmack über den Haufen werfen? Folgerichtig lautet das "Ooga-Chaka Ooga-Ooga" nun "Wham Bam Shang-A-Lang". Die Rolle von David Bowie, 10cc und Marvin Gaye übernehmen nun Fleetwood Mac, George Harrison und Sam Cooke. Niemand mag Piña Colada.
Das Logo des Films mag wie eine Annäherung an die 1980er und deren "Metal Ballads"-Ästhetik wirken, das Augenmerk bleibt aber auf Rock und Soul aus den Sechzigern und Siebzigern. Zwischen Musik-Meilensteinen und leichtem Trash entwickelt sich die Reihe zu einer verlässlichen Größe. Der galaktischste "Formel 1"- und Fetenhits-Sampler unter den Soundtracks. Rocket's Pop Show.
Mit "The Chain" schafft es der beste von 25 besten Fleetwood Mac-Songs in den Film. Dieses fesselnde Stück aus "Rumours" mit John McVies dröhnenden Bass-Parts, wie geschaffen für die Erlebnisse der Guardians. Dieser eine Song auf "Rumours", in dem die ganze Band wie zerstrittene Marvel-Helden im entscheidenden Moment zusammenhält und eine Einheit bildet. Sämtliche Bandmitglieder schauten sich vor der Freigabe für den Film die relevante Szene persönlich an.
Cat Stevens' weises "Father And Son", in dem er ebenso emotional wie geschickt die beiden Rollen des Stücks übernimmt, fügt sich perfekt in die "Guardians Of The Galaxy Vol. 2"-Storyline. The Sweets "Fox On The Run", das nur den Trailer schmückt, fährt den Glam Rock-Faktor gewaltig nach oben. Eine Musikrichtung, die in den frühen 1970ern in kluger Voraussicht ausschließlich und nur für die Guardians-Verfilmung entstand. Diesen Moment könnte Gunn wohl nur noch mit "Fuchs Geh' Voran" der Scorpions-Vorläuferband The Hunters toppen.
"Ich habe es schon immer gesagt: Wenn die Guardians ihre eigene Hausband hätten, dann wären es ELO", erklärt der Regisseur und bestätigt dies mit der Wahl des vielschichtigen "Mr. Blue Sky". Beim besten Beatle George Harrison fällt die Wahl auf dessen größten Solohit "My Sweet Lord" ("All Things Must Pass"). "Hallelujah"- und "Hare Krishna"-Chöre wechseln sich bei dessen Suche nach einem panreligiösen Gott ab. Ihr zweites großes Abenteuer verlassen unsere Helden dann zu "Flashlight" im Parliament-Mutterschiff. Wer wohl zu diesem P-Funk-Stück das Tanzbein schwingt?
Now it's time to hassel the Hoff: Die Zielgerade bereits überschritten, kloppt James Gunn zusammen mit Score-Komponisten Tyer Bates das Konzept des Albums doch noch in die Tonne. Deren nerviges, unter dem Namen The Sneepers verbrochenes "Guardians Inferno" klingt wie eine nervige Verbindung von Mecos "Star Wars And Other Galactic Funk" und "Kung Fury"-Anbiederung, David Hasselhoff inklusive. Der muss schließlich dabei sein, wenn etwas Kult werden soll. Doch setzt man schlechten Geschmack bewusst ein, ergibt das nicht zwangsweise großen Trash, sondern viel häufiger einfach nur schlechte Musik.
Trotzdem: Wenn ihr dieses Jahr nur einen Soundtrack kauft, dann diesen. Hier meine Wunschliste für "Guardians Of The Galaxy Vol. 3: Awesome Mix Vol. 3": Whitesnakes "Here I Go Again", Eagles' "Desperado", Elton Johns "Crocodile Rock" und The Temptations' "Ball of Confusion (That's What the World Is Today)".
2 Kommentare mit 7 Antworten
Man muss auch alles heute in Geld verwandeln! Der erste Guardians als Film, war eine echte Überraschung, so viel passender Emotion in Form von wirklich tollem Witz im Superheldengenre, hat keiner erwartet. Auch den Retrosoundtrack hat keiner erwartet, vor allem weil der auch toll in die Story eingebunden war. Spoiler: Mama stirbt und gibt ihrem Superheldenschurke den Soundtrack mit auf seine Reise.
Dagegen ist der zweite Soundtrack völlig los gelöst von der Story und überflüssig, wobei viel Story war ja diesmal auch nicht. Der zweite Soundtrack ist ein reines Marketingvehikel und erfährt bei mir gehört maximal 2/5 Skip sie weg Punkte. Fastfoodmucke und Plastikverschwendung. Dabei spare ich mir schon ewig und drei Tage die Plastiktüte im Supermarkt.
Gruß Speedi
ach meuri ... :^)
Haha, Meuri wieder. :^)
Rasierklinge quer in den Schließmuskel reindrücken.
Meuri aller!
Schön, dass du mal wieder stisend bist.
@Tooli
Warst du gestern wieder besoffen?
Stimme dir allerdings zu.
Mehr RT als Onkel Meuri geht halt nicht.
Meuri hat Onkelstatus in in banlieues von Paris bis Marseille.
Der erste Film im neuen Jahrhundert, wo eine Film-Soundtrack-CD endlich mal Sinn ergibt. Schauen wir ihn nicht alle, weil die Songs einfach genial integriert sind?