laut.de-Kritik
In den Tiefen der Kitschkiste lauert die Synthiepop-Hölle.
Review von Josef GasteigerTil Schweiger ist bekannt dafür, seine Leinwandabenteuer immer persönlich mit Musik zu versehen. Das sorgte schon bei "Keinohrhasen", "Zweiohrküken" und "Männerherzen" für keine genrerevolutionierenden Großtaten, aber immerhin für leichtverdauliche 90 Minuten Primetime-Unterhaltung. Jeder andere Anspruch wäre auch reinstes Hirngespinst.
Man muss Schweiger zugute halten, dass die 25 Tracks auf diesem Soundtrack (elf Originale, zwölf Score, zwei Remixe) ein homogenes Gesamtbild abgeben. Nichts fällt aus der Reihe, alles fließt. Die Songs passen gut auf- und zueinander, einige große Namen sowohl aus Indie- wie Mainstreambereichen lassen sich in der Werbung gut anpreisen. So weit, so passend für einen Soundtrack.
Nur wurde dieses ausgewogene Selbstbild mit dem großen Pinsel der Langeweile gemalt, der in solchen romantischen Komödien allzu oft verwendet wird. Denn auf diesem Soundtrack regiert der atmosphärische Synthie-Pop, und zwar mit eiserner Hand und Kälte. Alles hallt, alles schwebt, alles zittert.
Übertriebene musikalische Gesten schichten ewige Synthesizer-Flächen 25-mal zu einem dramatischen Finale auf, das in Öltanker-großen Schmalztöpfen versinken zu scheint. Es fühlt sich in jeder Sekunde an, als ob Schweiger jeden Moment um die Ecke kommt und in bildfüllenden Großaufnahmen der Zuhörerschaft eine seiner so herzlichen Liebeserklärungen zumurmelt.
Es herrscht das blanke Pathos vor. Fast aufdringlich versinkt alles in riesigen Sphären, die gern als "emotional" bezeichnet würden. Die einzigen spürbaren Unterschiede lauern in den Tiefen der Kitschkiste. Wo die "Kokowääh"-Scoresongs ganz bewusst auf Eingängigkeit und große Gefühle setzen, zeigen die Beiträge von M83 und natürlich The National, dass sich mit reduzierter und feiner Klinge viel besser Stimmung aufbauen lässt. Doch auch ein "Sorrow" kann in der Großaufnahme der 25 Tracks kaum etwas ausrichten.
Hurts, One Republic und The Script liefern gewohnte Popsongs ab, die es sich wiederum nicht nehmen lassen, noch einen Loop da, einen kleinen Gospel-Chor dort oder auch Streicher (die sonstigen Soundtrack-Hausherren) mitzunehmen. Selbst Amy MacDonald versinkt im Echo-Nirwana. Die wabernden Keyboardflächen scheinen tatsächlich kein Ende zu nehmen - unterbrochen höchstens durch den ein oder anderen verzichtbaren einminütigen Pianoscore. Achja, und die Beziehungspop-Blaupause "Torn", die wahrscheinlich noch viele Generationen romantischer Komödien überdauern wird.
Bei "Kokowääh" wird eindeutig viel zu dick aufgetragen. Soundtracks sollen das Leinwandbild verstärken, manchmal konterkarieren, auch auf der akustischen Ebene aufwerten und somit einen weiteren Sinn ansprechen. Aber bitte nicht mit dem Kitsch-Holzhammer, lieber Til.
13 Kommentare
Dieser Schweiger hat seinen Film nicht ernsthaft kokowäääh genannt. Ich dachte schon Ohrenhase oder wie das heißt wäre schon eine Beleidigung der Intelligenz des Publikums, aber das setzt dem noch die Krone auf.
Immer wenn ich diesen Anti-Actor sehe, höre oder von ihm lese wünschte ich mir sein Name wäre Programm!
Schweiger will zum deutschen Will Smith werden: Der pusht auch seine untalentierte Brut ohne Ende, Erst Jaden als Karate Kid und Willow als Headbanger-Plastikpuppe. Emma Schweiger gilt für mich als beste Text auswendiglernende 8-jährige Deutschlands. Mit Schauspielerei hat das pointierte Runterrasseln nichts zu tun. Aber was erwartet man auch von einem Schauspielervater, den Tarantino gerade mal zwei Sätze in einem Ensemblestück sagen lässt? Abgesehen von der Ochsenknechtbrut das Schlimmste wo gibt. Zur Musik: 'ne Compilation halt. Wer's mag...
Seichte Musik für anspruchslose Geschmäcker.. könnte man auch super im Fahrstuhl oder während der morgendlichen Sitzung hören.
Seichte Musik für anspruchslose Geschmäcker.. könnte man auch super im Fahrstuhl oder während der morgendlichen Sitzung hören.
Bin ich der einzige dem auffällt, dass Stay von Drops of Jupiter kopiert ist?