laut.de-Kritik
Sehnsüchtiger Soundtrack zur Romanze zwischen jung und alt.
Review von Eberhard DoblerEinen Golden Globe hatte sich Regisseurin Sofia Coppola für ihr sehnsüchtiges Großstadt-Epos schon gesichert, und von den vier Oscar-Nominierungen wurde zumindest die fürs Original-Drehbuch Wirklichkeit. Um das Gefühlskarussell, das zwei gestrandete Amerikaner (Altmeister Bill Murray und Shooting-Star Scarlett Johansson) in Tokio durchleben, vor dem inneren Auge erneut entstehen zu lassen, taugt der sorgfältig zusammengestellte Soundtrack durchaus.
Zum Transport von Gefühlen bleibt das Medium Musik zwar prädestiniert. Gleichwohl reicht das reine Klangerlebnis selten an die Wucht des audiovisuellen Empfindens im Kino heran. Dennoch kommt die Musik passend zum Streifen unaufgeregt, weich und emotional daher. Dazu lässt es sich vorzüglich im Sessel versinken. Zu Kevin Shields' kräftigerem "City Girl" könnte man aber auch bequem im Taxi durchs nächtliche Lichtermeer stromern. Squarepusher liefern eine kurze, entrückte Synthie-Sequenz ab, ähnlich den exklusiven Hintergrund-Tracks "Goodbye" und "Ikebana", die ebenfalls aus der Feder des My Bloody Valentine-Chefs Shields stammen.
Dessen Kombo steuert mit "Sometimes" eine eingängige, aber verzerrte Gitarren-Nummer bei. Wie für den Film geschaffen klingen die japanische Pop-Nummer "Happy End" und vor allem Sebastian Telliers "Fantino", das orientalisch angehauchte Synthies mit Akustik-Gitarren verbindet.
Die zentrale Erkennungsmelodie des Films gehört Death In Vegas. "Girl" setzt sich unwiderstehlich im Gedächtnis fest. Die schnellste und vielleicht beste Nummer liefern aber Phoenix mit typisch französisch beschwingtem Gitarrenpop ab. Aktuelle Elektronik kommt von Air und erneut Shields (das geradezu tanzbare "Are You Awake").
Mit den melancholischen schottischen Indie-Ikonen The Jesus & Mary Chain (1985) und einer versteckten Zugabe von Murrays Karaoke-Auftritt (Roxy Music) geht die Klangreise zwischen zarter Elektronik, schwebenden Pop-Gitarren und verträumten Soundlandschaften zu Ende. Und blättert man dazu im chronologisch bebilderten Booklet, könnte man fast auf die Idee kommen, man habe den Film doch ein zweites Mal gesehen.
1 Kommentar
da absolut grossartigste was je für irgendeinen film zusammengestellt wurde.und der abschliessende song "just like honey"ist eines meiner lieblingslieder ever.ein album für die ewigkeit!