laut.de-Kritik
B-Seiten und Raritäten von der Alternative-Front.
Review von Alexander WentlandGänzlich ohne Superkräfte, nur in ein schlichtes Totenkopfshirt gehüllt und mit allerlei durchschlagenden Argumenten bewaffnet, sorgt der Punisher (zu deutsch: Bestrafer) derzeit für einen exorbitanten Anstieg des Blei- und Blutgehaltes in der Leinwandluft. Mit der ungewohnt brutalen (FSK 18) und optisch wie inhaltlich auf die tragenden Elemente reduzierten Comicadaption scheint Marvel nach kunterbuntem Teenage-Heldenkitsch (Spiderman) und semi-tiefgründiger Popcornaction (Hulk) nun neue Wege zu beschreiten.
Anders sieht es da beim Soundtrack aus, der einmal mehr nach bewährtem Schema zusammengelötet wurde, bzw. nach Angaben des Labels "eine gute Tradition fortführt." So versammeln sich wie gehabt meist große Namen aus den mit der Silbe "Nu" gebrandmarkten Schubladen einschlägiger US-Labels. Angenehm überrascht dabei die Tatsache, dass hier kein schamloses Recycling betrieben wird, sondern fast ausschließlich neues Material der vertretenen Künstler zusammen getragen wurde.
Mit überfettem Bass, treibendem Rhythmus und bewährten Riffattacken machen die nach dem Tod ihres Sängers zumindest personell reformierten Drowning Pool den Anfang. Nett aber harmlos. Andere Namen wünscht man sich dagegen schnell wieder von der Tracklist runter. Vor allem die Cobain-Leichenfledderer von Puddle of Mudd penetrieren wie gewohnt mit belanglosem Geschrammel. Nickelback bürsten sich dagegen nicht sonderlich spektakulär, jedoch durchaus solide durch latent groovenden Postgrunge. Im Durchschnitt versinkt dann leider das nach dem Bandsplit wohl vorerst letzte gemeinsame Lebenszeichen von Josh Homme und Nick Oliveri.
Auch dieses mal gilt es für viele kleine Bands und Newcomer im Fahrwasser der großen Rockdampfer ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen und neben den Platinsellern nicht ganz unterzugehen. Hier wartet die eine oder andere Perle darauf entdeckt zu werden. Die drei Chevelle-Brüder locken den Hörer souverän mit druckvollem Alternative Rock, um ihn anschließend von den bedrohlich in Richtung Abgrund stapfenden Finger Eleven mitschleifen zu lassen. Wenig neues, jedoch Bewährtes schmackhaft aufbereitet, bieten Strata sowie Smile Empty Soul mit einem angenehm akustisch gehaltenen Song.
Echte Highlights oder offensichtliche Durchbrecher wie einst Evanescence auf dem Daredevil-Soundtrack sucht man vergeblich. Die alten Hasen halten mit ihrem Aufgebot an aufgewärmten B-Seiten gerade mal ihren eigenen Schnitt und das Newcomer-Ensemble ist verdächtig auf große Genregrößen getrimmt. So sind Seven Wiser eine Mischung aus Korn und Linkin Park, Submersed wollen sich dagegen als Incubus mit Eiern profilieren – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Alles nicht wirklich schlecht, auf jeden Fall aber eintönig und uninspiriert. Dabei hat Danny Lohner mit seiner Arbeit zum durchwachsenen Film "Underworld" gezeigt, wie ein abwechslungsreicher und hochwertiger Soundtrack klingen kann.
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