laut.de-Kritik
Das ist Musik, die meine Mutter mögen würde ...
Review von Philipp SchiedelWenn die Plautze von Tom Cruise ein Cover ziert, dann kann man normalerweise nicht auf einem guten Soundtrack hoffen. Die bösen Vorurteile gegen Hollywood-Starschnittchen werden auch mit dieser Platte nicht widerlegt.
"Almoust Famous"-Regisseur Cameron Crowe hat sich bei der Zusammenstellung wieder hoffnungslos in seine heiß geliebten Siebziger verrannt. Was aber bei seinem autobiographischen Streifen auf Grund des hohen Rockanteils prächtig funktionierte, geht dieses Mal nur mäßig auf.
Schon der Titelsong vom McCartneys Paule nervt mit seiner typischen Lagerfeuer-Stimmung, die der Typ uns schon seit Jahren mit einer Prise "Liebhaben" ums Maul schmiert. Todd Rudgren, die Monkees und ähnliche klassische Waschlappen-Popper in der Tracklist können da locker mithalten. Das ist Musik, die meine Mutter mögen würde, "weil es so schön ins Ohr geht". Auch der Typ, der mal bei Genesis gespielt hat und hier sein katastrophal glattes "Solsbury Hill" vorträllert, wäre ihr wohl reingelaufen.
Aber wer sagt schon, dass Eltern Musikgeschmack haben. Radiohead und Sigur Ros sind natürlich ganz groß, auch wenn sie ihnen nicht gefallen. Und Leftfields "Afrika Shox" mit Legende Afrika Bambataa hat ja schon lange den Status eines Klassikers inne. Folglich lassen die Linken auch im direkten elektronischen Vergleich die Chemical Brothers, die hier eine seltsame Psychadelic-Pop-Elektro Nummer auffahren, ziemlich alt aus sehen. Auch die versoffene Stimme von Altmeister Bob Dylan, der bei seiner Live-Aufnahme von "Fourth Time Around" doch arg damit zu kämpfen hat, die richtigen Töne zu finden, kann überzeugen. Der könnte meiner Mutter vielleicht auch gefallen. Von wegen alte Zeiten und so.
Absoluter Brenner des Soundtracks ist aber "Mood '77" von Looper, das mit einer arschcoolen 70ies-Orgel untermalt von wippenden Breakbeats um die Ecke kommt. Der Song ist wie geschaffen für einen rasenden Film, und wenn er nicht sowieso schon auf einem Soundtrack gepresst wäre, würde ich an alle Produzenten schreiben und ihnen diesen Song empfehlen. Ehrensache.
Trotzdem bleibt "Vanilla Sky" eine durchwachsene Sache, bei der man wie so oft nur diesen oder jenen Song annehmen kann.
2 Kommentare
Endlos geniale Musik von (um nur einige Beispiele zu nennen) REM und Peter Gabriel machen den Film Vanilla Sky zu einem der best auditativ eingekleideten Filme der letzten Jahre. Gruppen wie Afrika Bambaataa und Radiohead liefern in den actionlastigeren Szenen die nötige Hintergrundmusik - auf der Soundtrack-Cd hätte man sie getrost streichen können. Denn, wie wir an der Originalkritik sehen können: wer auf das eine steht, mag das andere nicht. Und so bleibt offen, welche Klientel sich für diese CD entscheiden sollte...
ich fand gerade die musik-auswahl in dem film schlecht und "audiktativ best eingekleideter film der letzten jahre" ist jawohl ein witz. denn vor allem die lieder nehmen dem film oftmals die richtigen momente und verhindern, dass eine mitreißende atmosphäre aufgebaut wird. auf einmal wirkt alles aufgesetzt und unpassend. one too much-esk.
am klarsten wird das in der end-sequenz mit sigur rós untermalung: wenn die szene in mute, oder nur mit ein paar atem-geräuschen etc, gedreht worden wäre, dann wäre es eine klasse szene. so nicht gerade.
achtung, spoilt etwas (http://youtube.com/watch?v=egxWltmYut8)