laut.de-Kritik
Großangriff der Ohrwürmer.
Review von Artur SchulzUngewöhnliches geschieht in den Song-Titeln des als Owl City firmierenden Adam Young. Da schimmert mal ein diffuses Vanille-Zwielicht, er tummelt sich in einem Salzwasser-Zimmer oder erklimmt die Spitze eines Eisbergs.
Das allerdings immer ohne schwerwiegende Folgen, wie etwa für die unglückliche Titanic. Nein, die "Ocean Eyes" laufen nicht Gefahr, einfach abzusaufen. Dafür tänzeln die zwölf Tracks einfach viel zu luftig und rundherum vergnügt fiepend über der Musik-See.
Mit selbstgefälliger Frickelei aber hat Young nichts am Hut. Gleich der Opener "Cave Inn" lädt ein zum Mitsummen dank seiner verspielten Elektronik-Parts, trockenen Beats und allerlei gern eingesetztem Sound-Zubehör. Dazu eine jungenhaft unbekümmerte Stimme als verbindende Klammer. Das klingt abwechslungsreich, aber nicht überladen.
"The Bird And The Worm" startet mit heiterer Akustik-Gitarre und entwickelt sich zu einem wärmenden Lagerfeuer-Mitsingsong. "Hello Seattle" führt den Ohrwurm-Großangriff siegreich auf ganzer Front fort. Die "Umbrella Beach" liegt ganz klar an der achtziger Synthie-Pop-Küste verortet.
Mal grüßen A Flock Of Seagulls oder die Pet Shop Boys, gerade was die schwelgerischen Melodien angeht. Young benutzt jede Menge Loops, überall erklingen Glöckchen, quirlig entwickeln sich die Tracks. Seine Gesangsspur taucht Young gern einmal in ein dezent verzerrtes Umfeld.
"The Saltwater Room" erscheint verliebt-schwärmerische Spieluhr-Melodie mitsamt einem süß hauchendem weiblichen Gesangs-Gegenpart, der später auch "The Tip Of The Iceberg" mit zarten Lockungen veredelt. Balladen-Pausen sind rar, und wenn, dann fristen sie nie das übliche Dasein als überflüssige Alben-Füller. So geht erst im siebten Track ein tempomäßig zurückgenommen funkelnder "Meteor Shower" nieder. Die "Fireflies" nehmen zielsicher Kurs aufs Hörer-Ohr.
Adam Young hat hörbar Spaß am Wühlen in der Song-Spielkiste und bastelt mit seinen Sound-Legosteinen allerlei bunte Häuschen zusammen. Das alles - trotz des hohen Elektronik-Anteils - erfreulicherweise immer ohne unterkühlte Sterilität. Textlich bewegt er sich gern in leicht spinnert anmutenden Traumwelten, die aber eben ganz hervorragend zu seiner fluffigen Pop-Zuckerwatte passen. Und so was schleckt man doch immer mal ganz gerne.
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