laut.de-Kritik
Die Prog-Rocker haben auch unverstromt jede Menge zu bieten.
Review von Kai ButterweckEigentlich wollten Pain Of Salvation die Wartezeit zum nächsten Studioalbum mit dem Live-Mitschnitt einer Akustik-Show aus dem Jahre 2012 verkürzen. Doch das klappte damals nicht so richtig, sodass das Projekt erst einmal auf Eis gelegt wurde. Die Show an sich spukte POS-Chef Daniel Gildenlöw aber noch lange Zeit danach noch im Kopf herum: "Ich wollte die Grundidee nicht einfach verwerfen. Also brachten wir die Aufnahmetechnik in unseren Proberaum, spielten die Songs und nahmen live auf", berichtet der Sänger und Gitarrist.
Man sollte dem Schweden dafür lobend auf die Schultern klopfen. Was sich dieser Tage nämlich unter dem Titel "Falling Home" seinen Weg in die Öffentlichkeit bahnt, kann man getrost als eines der bis dato dicksten musikalischen Ausrufezeichen der Band bezeichnen – und das, trotz des durchgehenden Verzichts auf stromverstärkte Gitarren.
Die braucht es aber auch nicht, wenn die Herren Gildenlöw, Zolberg, Margarit, Karlsson und Hielm in den bandeigenen Rückspiegel blicken. Einst mit reichlich Distortion unterlegte Prog-Rock-Originale wie "Stress" oder "Flame To The Moth" wirbeln nämlich auch im Akustik-Modus reichlich Staub auf. Vor allem kann sich Gildenlöw mit seinem atemberaubenden Mehroktaven-Organ hier endlich einmal so richtig austoben. Es ist schon beeindruckend wie der Frontmann es immer wieder schafft, zwischen Dekaden umfassenden Rock- und Pop-Röhrensounds problemlos hin und her zu pendeln.
Zwar kaum zu glauben, aber dennoch wahr, setzt der Sänger bei den eingängigeren Stücken des Albums sogar noch einen drauf. Aber auch die Mannen im Hintergrund zeigen sich auf Stücken wie "To The Shoreline", "1979" oder "Chain Sling" von ihrer Schokoladenseite. Irgendwo zwischen luftig lockerem Folk, akustischem 70s-Rock und immer wieder aufblitzendem Epik-Prog lassen die Verantwortlichen sämtliche Ketten springen. Ungewohnt harmonisch und detailverliebter denn je hüpft, tanzt und springt die Band mit einem Dauergrinsen im Gesicht um wegweisende Bausteine ihrer Vergangenheit herum.
Selbst die beiden zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Coversongs des Albums "Holy Diver" (Dio) und "Perfect Day" (Lou Reed) lassen den Hörer spätestens nach dem dritten Durchlauf nicht mehr los. Insbesondere die mit Jazz- und Funk-Anleihen aufgepeppte Adelung des Dio-Klassikers will sich irgendwann nicht mehr aus den Gehörgängen verabschieden. Da macht es auch nichts, dass der einzige neue Song des Albums, das etwas einfallslos und uninspiriert vor sich her trippelnde "Falling Home", am Ende den Kürzesten zieht.
1 Kommentar
Da werde ich definitiv mal reinhören.