laut.de-Kritik
Ein schmaler Grat: Schnulz oder Tiefgang?
Review von Giuliano BenassiZwei Stimmen, eine Akustikgitarre. Und ewig quält die gleiche Frage: Wie ist der schmale Grat zu beschreiben, der Schnulz von Tiefgang unterscheidet? Kollektive Tränen der Rührung von Gedankengängen im einsamen Kämmerlein? Ein schwieriges Unterfangen, das sich auch bei Pájaro Sunrise stellt.
Dem Madrilener Duo gelingt es jedenfalls auch mit dem Zweitling auf der anspruchsvollen Seite zu bleiben. Das ist erstaunlich. Bestach ihr Debüt doch durch eine Leichtigkeit, die schon fast poppige Züge trug, in gewisser Hinsicht vergleichbar mit Simon & Garfunkel vor 40 Jahren, die durch Zufall zum Erfolg kamen und konsequent ihr Ding durchzogen, bevor sie schließlich an internen Ansprüchen und externen Forderungen zerbrachen.
Davon sind Yuri Méndez und Pepe López noch weit entfernt - sowohl von Erfolg als auch, hoffentlich, von der Auflösung. Wobei die Entscheidung, ein Doppelalbum zu veröffentlichen, mutig ist. "'Done' steht für alles, was irgendwann ein Ende hat. Und das gilt nun mal für das Meiste im Leben. 'Undone' steht hingegen für all die neuen Möglichkeiten, die daraus erwachsen", erklärt Méndez, der auch diesmal so gut wie alle Stücke geschrieben hat.
"Von den 22 Stücken auf dem Album war lediglich ein Drittel für den Bandkontext konzipiert. Den Rest habe ich aus einem inneren Bedürfnis heraus alleine zuhause aufgenommen. Irgendwann merkte ich, dass sämtliche Lieder miteinander verwoben und nicht mehr trennbar waren. Die gehören einfach zusammen", so Méndez weiter. Musikalisch ist die Differenzierung nicht wirklich zu hören: Das Grundgerüst bilden stets Stimme(n) und Gitarre, gelegentlich begleitet von Bläsern, Orgeln oder Schlagzeug.
Nur sporadisch brechen Pájaro Sunrise aus dem Schema aus, passenderweise zu Beginn der zweiten Scheibe mit dem elektronischen und fast tanzbaren "Kinda Fantastic". Sanfte Beats untermalen "Something Else", doch schon Bruce Springsteens "Hungry Heart" hätte auf "Done" problemlos Platz gefunden. "Ruby Girl (Lullaby For Irene)" schließt das Album so ab, wie es mit dem ersten gesungenen Stück "Come Down" begonnen hat: lieblich, nachdenklich, verträumt.
"Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie weitere Pájaro Sunrise-Alben klingen werden. In den vergangenen Jahren hat sich bei uns viel verändert. Diese Zeit ist mittlerweile schon so weit weg von mir, dass ich kaum glauben kann, dass es sie mal gab. Aber diese Stücke sind die beste Art und Weise, sich daran zu erinnern", schließt Méndez.
Gleichgültig, wie es weiter geht: Sorgte ihr Debüt "Pájaro Sunrise" noch für einen positiven Überraschungsmoment, bestätigen sie mit "Done/Undone" nun ihre Güte, sowohl in Bezug auf die Kompositionen als auch Arrangements. Zwei sehr angenehme Alben, die immer wieder den Weg ins Abspielgerät finden.
Noch keine Kommentare