laut.de-Kritik

Ein Thrash-Freudenfeuer der alten Schule.

Review von

Als Paradox in den 80ern zum ersten Mal auf sich aufmerksam machten, sprach man von Hoffnungsträgern der deutschen Metalszene. Immerhin gelang es den Würzburgern wie kaum einer anderen Truppe, den Thrash der Bay Area-Szene mit dem damals typischen, teutonischen Speed Metal-Klängen zu verbinden.

Allerdings ging es nach der zweiten Scheibe "Heresy" ziemlich den Bach runter und auch der 2000er Versuch, mit "Collision Course" wieder Land zu gewinnen, wurde durch zahlreiche Tragödien wieder vereitelt.

Doch Sänger/Gitarrist Charly und Gitarrist Kai geben nicht auf und melden sich nun mit neuem Line-Up und neuer Scheibe zurück. Die Arbeiten zu "Electrify" starteten schon 2006, doch wenn man sich das Album zu Gemüte führt, hat man mehr als einmal den Eindruck, die Songs kämen direkt aus den 80ern.

Da mag mancher kritisch das Gesicht verziehen, aber Fakt ist nun mal, dass Charly und Kai einfach ihren Gitarrenstil konsequent beibehalten und auch von ihren Qualitäten als Songwriter keinen Deut eingebüßt haben. Ob man dem Stil der 80er was abgewinnen kann oder nicht bleibt Ermessenssache, doch in Sachen Melodien und Power brennen Paradox auf "Electrify" ein wahres Freudenfeuer ab.

Dabei konzentriert sich die Band logischerweise auf das, was sie von jeher ausgezeichnet hat und das ist ein typisches Riffing zwischen alten Metallica und Destruction und hat somit auch seine Parallelen zu Abandoned. Charlys Art zu singen hat sich seit "Heresy" keinen Deut verändert und auch wenn er sich stellenweise schwer an der eigenen Vergangenheit orientiert, ist das kein Beinbruch. Sowas kann man aber durchaus einfach als eigenen Stil betrachten. So geht es auch bei Nummern wie "Second Over Third By Force", dem rasend schnellen "Hyperspeed Hallucinations", dem kernigen "Infected" oder dem verdammt old schooligen "Disconnected" ab wie Hölle.

Während "Paralyzed" nur ein kurzes Zwischenspiel ist, geht "Monument" als glänzende Mischung aus Blind Guardian-Leads und Helstar- bzw. Vicious Rumors-Riffs durch. Doch anstatt sich nur an alten Helden zu orientieren, sind Paradox keinesfalls von gestern. Bestes Beispiel dafür ist "Portrait In Grey", das einen moderneren Anstrich zeitigt, sowohl was die Gitarrenarbeit als auch den Gesang angeht. Gleiches muss man auch von "Bridge To Silence" behaupten, das mit einem längeren Instrumental-Intro und sehr geilem Basslead begeistert. Gesanglich geht es hier recht experimentell zur Sache und die angenehme Melancholie wird durch das tolle Klavierende noch verstärkt.

Auch für die etwas ruhigeren Töne haben Charly und Co. was in der Hinterhand. "Cyberspace Romance" ist eine relativ kitschfreie Halbballade und zeigt einmal mehr, dass der Kerl auch als Sänger ne gute Figur macht. "Electrify" ist als Rausschmeißer recht clever gewählt, verbindet der Track doch das typische Power-Riffing mit moderneren Grooves, was Paradox verdammt gut zu Gesicht steht. Ich drück den Jungs jedenfalls die Daumen, dass sie dieses Mal endlich am Ball bleiben.

Trackliste

  1. 1. Second Over Third By Force
  2. 2. Paralyzed
  3. 3. Monument
  4. 10. Electrify

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LAUT.DE-PORTRÄT Paradox

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