laut.de-Kritik
Nimm dich in Acht, Präsident Bush!
Review von Alexander EngelenDer Jihad ist der heilige Krieg. Außerdem ist er das Angst-Thema Nummer eins des mächtigsten Mannes der Welt, Präsident Bush. Dem wird es kaum gefallen, dass er jetzt auch mit einem kleinen Jihad aus seinen eigenen Reihen rechnen muss. Denn Landsmann Paris hat sich für seinen eigenen akustischen Glaubenskrieg gerüstet.
Wer sich nicht schon beim Blick auf das Cover kopfschüttelnd abwendet, darf sich auf ein wahres Feuerwerk politischen Raps freuen. Den vom Booklet Geschockten kann man aber auch nicht böse sein. Denn unter der äußeren schwarzen Verpackung mit der Aufschrift: "Warning: Contains Hard Truth" verbirgt sich das Bild eines Flugzeugs, das geradewegs auf das Weiße Haus in Washington zusteuert.
Und genauso hört sich "Sonic Jihad" auch an. Die harte Wahrheit ist das zentrale Thema Paris'. Besonders die dunklen Machenschaften der Bush-Regierung sind dem Rapper ein Dorn im Auge. So lässt er kein einziges gutes Haar an Rice, Ashcroft, Cheney und Konsorten und klagt die werten Damen und Herren der Kriegstreiberei, Korruption und anderer Vergehen an. Doch besonders mit Chef George W. Bush hat der selbsternannte "Bush-Killer" ordentlich ein Hühnchen zu rupfen.
Auch sonst prangert Paris sämtlich Missstände von "God's own country" an. Mit Hilfe der nicht weniger politischen Crew Dead Prez zum Beispiel verurteilt er auf "Tear S*** Up" die herrschende Polizei-Brutalität und macht einen neuen Schritt auf dem Weg von Ice-Ts "Cop Killer". Auch die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung ist ein Thema, das wiederholt zur Sprache kommt. Alles das stellt Paris in neue, teilweise persönliche Zusammenhänge.
Bei "AWOL" etwa erzählt er die Geschichte seiner militärischen Karriere, bei der er neben vielen anderen Afro-Amerikanern in die Army gelockt wurde und im Einsatz die Sinnlosigkeit des Krieges am eigenen Leib erleben musste. Die immer wiederkehrenden Einspieler von Kriegsgegnern, News-Sprechern oder verschiedenen Politikern unterstreichen die Brisanz der Texte und stellen die Aussagen in einen noch greifbareren Kontext.
Bei solchen Texten rückt zwangsläufig die Musik in den Hintergrund. Doch nicht nur die melodisch-dramatischen Piano-Instrumentals können vollkommen überzeugen. Auch dass ein Beat genauso raw klingen kann, wie die zugehörigen Lyrics, beweist "You Know My Name". Zum größten Teil sind die Beats aber in bester G-Funk-Manier zusammen geschustert. Paris nennt diesen Stil Guerrilla-Funk.
Auf jeden Fall ist Paris mit "Sonic Jihad" eines der politischsten Hip Hop-Werke seit langem gelungen. Dass sich in seiner fast militanten Überzeugung schon paranoide Züge erkennen lassen, dürfte vor allem seinen Gegnern aufstoßen. Für die meisten Menschen ist die Behauptung, dass der elfte September eine Aktion der Bush-Regierung war, um milliardenschwere Budgets locker zu machen, ein Schlag ins Gesicht. Für Paris ist es nur eine Erklärung für diverse Ungereimtheiten, und in einer solchen Perspektive ist der Luftangriff auf's weiße Haus nur konsequent.
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