laut.de-Kritik
Das darf doch alles nicht wahr sein ...
Review von Michael EdeleNicht, dass ich jemals ernsthaft an ausgleichende Gerechtigkeit geglaubt hätte, aber dass eine erstklassige Band wie Path Of Golconda immer noch ohne Deal dasteht, während unzählige schlechtere, gesichtslosere Bands schon ein Label im Rücken haben, ist einfach nur deprimierend.
Schon auf "Destination: Downfall" vor zwei Jahren war das große Potenzial der Band zu erkennen, doch irgendein Gott scheint es nicht gut mit ihnen zu meinen. Davon lassen sie sich aber nicht unterkriegen und zimmern einfach ein weiteres, erstklassiges Death/Thrash-Album ein. Erst einmal ordentlich einen auf die Fresse gefällig? Können wir arrangieren, einfach CD einlegen und auf 'Play' drücken. "Metropolis Rotting" wird's schon richten.
Darf es vielleicht ein wenig technischer sein, damit auch mal der Unterkiefer pendelt? Kein Problem, für was haben wir denn "Serpent Gate" aufgenommen? Zu heftig? Lieber leise, mit einer schönen Klaviermelodie einstimmen, ehe die Rübe langsam aber sicher abmontiert wird? Der Kellermeister empfiehlt ein kühl gelagertes "Sunset And The Falling Leaves" und zum besseren Abgang ein vollmundiges "Catafalque". Das drückt nicht so im Kopf, sorgt aber für 'ne gute Verdauung.
Doch genug der kulinarischen Anspielungen, kommen wir zum Eingemachten (ok, jetzt is gut). "Promises In Stone And Fire" hat mit seinen offenen Akkorden und der griffigen Melodie fast schon etwas von einer Pagan Metal-Band wie Primordial. Doch innerhalb der acht Minuten vollzieht die Combo mehr als nur einen Richtungswechsel; sogar unverzerrte Töne sind kein Hindernis. Über allem thront immer Manuels kraftvolle Stimme, mit der er im Rahmen seiner Möglichkeiten recht flexibel umgeht.
Mit ein wenig Fantasie kann man bei "Another Hell Unearthed" eingangs sogar einen Humppa-Rhythmus raushören, aber die Nummer rockt auch so ziemlich ordentlich ab. Richtig modern und fett groovend geht es in "Foul Winds Through Utopia" zu. Der Wechsel aus Melodie, modernen Rhythmen und straightem Geknüppel erinnert fast schon ein wenig an REAKTOR - für meinen Geschmack das Highlight des Albums.
In Soundtrack-Gefilde stoßen sie schließlich mit "Those Pale, Grey Shrouds" vor. Ich frage mich allerdings immer, wie eine Band, die eigentlich keinen Keyboarder in ihren Reihen hat, dazu kommt, solche Stücke zu schreiben. Wie auch immer, mit einem beinahe schon rockigen Lead läutet "Between God And Gutter" das Ende der Scheibe ein. Kurz spukt der Name Amon Amarth im Kopf herum, doch auch dieser Vergleich hinkt schnell wieder. Path Of Golconda agieren nach wie vor einfach zu eigenständig.
Sollte es wirklich nichts mehr wert sein, wenn man mit zehn bärenstarken Songs, einer Hammerproduktion (wieder mal Andy Classen) und einem guten Schuss Eigenständigkeit Musik macht? Das darf doch alles nicht wahr sein ...