laut.de-Kritik
Der legitime Erbe von Bob Marley.
Review von Valerie TimmIn "Life" und "Live" unterteilt, vermittelt "Raw & Uncut" den ultimativen Einblick in Patrices musikalisches und privates Leben. Zu Beginn erzählt der Sänger und Songwriter in der etwa einstündigen Doku mit dem Titel "Killing The Distance" u.a. über die Anfänge seines Gitarrespiels. Als 12-Jährigen inspirierten ihn vor allem die Riffs von Bob Dylan ("Blowing In The Wind", "Knockin' On Heaven's Door"). Jimi Hendrix, Metallica, Nirvana, Guns N' Roses und natürlich Bob Marley.
Im Anschluss kommt seine sensationelle Live-Band Shashamani zu Ehren, deren Name aus dem Äthiopischen stammt. Kaiser Haile Selassie stellte es den in der Diaspora lebenden Afrikanern zur Verfügung. Gründungsmitglied und Schlagzeuger Granville philosophiert darüber, wann eine Band am besten ist. Entweder hat man die besten Musiker beisammen oder eine große Familie, in der man zusammen wachsen könne. Eben so eine Combo wie die Shashamani-Band: Izran spielt Gitarre, an den Keyboards steht Kirk Ajani, Laygwan Sharke unterstützt Patrice bei den Gesangsparts und am Bass treffen wir auf Soul, der bereits für diverse Stars die Saiten zupfte.
Um sich auf die bevorstehende Tour vorzubereiten, geht es dann aber erst mal in den Urlaub nach Sierra Leone. Patrice kehrt immer wieder hierher zurück, um aufzutanken und die Kultur seines Vaters zu erforschen. Auch die meisten Songs seines letzten Albums wurden dort geschrieben. Dummerweise bekommen alle Bandmitglieder Malaria - mit Ausnahme von Granville. Noch immer rätseln die Kollegen, warum die Moskitos den Drummer verschonten, obwohl der sogar am Strand geschlafen hat.
Zurück in Paris beginnen die Vorbereitungen zur Europatour. Dabei sind die größten Sorgen der Lichttechniker, dass Patrice das Programm in letzter Minute umwirft oder einfach während dem Konzert spontane Änderungen vornimmt. Patrice meint dazu, dass er einfach sehr experimentierfreudig sei und Improvisationen ähnlich wie bei den Black Eyed Peas liebe. Sonst würde eine Tour schnell langweilig.
Zum Abschluss der Dokumentation gehts noch in Patrice' Heimatort Kerpen (richtig, dort drehten die Schumachers ihre ersten Runden) und das Haus, in dem er heute noch wohnt. Zuhause ist er dort tatsächlich noch, wenn ihm Nachbarn zurufen: "Na mein Jung, wieder da?" Hier bleibt er immer noch der kleine Junge eines afrikanischen Vaters und einer deutschen Mutter.
Die Live-Section bietet 18 Song aus dem Pariser Zenith. Patrice gibt hier alle großen Hits zum Besten: "Up In My Room", "Soulstorm", "Music", "Done", "Everyday Good", das Finale "Uncried" sowie den neuen Track "Don't Cry". Dank der Lyrics-Funktion ertappt man sich auch schnell beim Mitsingen. Das große Highlight bleibt jedoch eine spontane Interpretation von Bob Marleys "Everything's Gonna Be Alright". Das Publikum lässt sich zu begeisterten Sangeschören hinreißen.
Patrice' Mix aus Reggae, Soul, Funk, Jazz, Folk funktioniert hervorragend. Manchmal hört sich das nach Bob Marley, manchmal wie Buena Vista Social Club an. Dennoch verleiht er jedem seiner Songs eine spezielle Note frei nach dem Rezept: "The More Personal - The More Univeral" - und seine Fans lieben ihn dafür.
Über knapp drei Stunden liefert die Live-DVD einen sehr intimen Einblick in Patrice' Leben. Einziges Manko ist, dass die rein englische DVD nicht einmal deutsche Untertitel aufweist. Zumindest hätte eine französische Sprachfunktion dazu gehört. Denn in Frankreich ist Patrice schon längst ein Superstar und der legitime Erbe von Bob Marley. Daran lässt diese DVD keine Zweifel aufkommen. "Raw And Uncut" liegt auch als Live-CD vor.
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