laut.de-Kritik

Ethno-Fest auf der in Glam und Glitter getauchten Tanzfläche.

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John Boegehold ist neben Neal Morse einer der produktivsten Songwriter im Prog-Zirkus. Die Neoprog-Instution Spock's Beard zehrt schon seit Jahren von dessen Ideen. Nun hat er eine eigene Combo am Start, die mit dem coolen Namen versehenen Pattern-Seeking Animals.

Gerade einmal zehn Monate nach Erscheinen des gleichnamigen Debüts steht bereits der Nachfolger "Prehensile Tales" in den Startlöchern. Mit an Bord sind zwei Mitglieder der aktuellen Beard-Besetzung. Urgestein und Bass-Monster Dave Meros sowie der singende Gitarrist Ted Leonard. Selbiger mimte in Morse' letztjährigem Jesus-Musical den Erlöser. Nun wendet er sich wieder profanen Geschichten zu.

Angetrieben vom pointierten Drumming aus den Händen und Füßen von Jimmy Keegan spannt das Quartett in knapp einer Stunde einen beeindruckenden Bogen über 50 Jahre Rockmusik. Die Melodien gehen leicht über die Lippen und dienen als Marker im instrumentalen Allerlei.

Von einigen kernigen Soli einmal abgesehen, komponiert Boegehold sehr behutsam. Einen instrumentalen Stau und in dessen Folge Lärmbelästigung hört man gar nicht. Dafür erklingen zahlreiche pittoreske Pinselstriche, die entweder aus dem zarten Call and Response weniger Instrumente oder einem liebevollen Solo bestehen.

Hierbei dekliniert sich Boegehold durch das Who is Who der solistischen Klangkörper und überlässt einmal einer Geige, einem Cello, einer Flöte oder einer Trompete das Feld der musikalischen Betätigung. Neben der Inderin Harini Raghavan an der Geige macht insbesondere Trompeter John Fumo auf sich aufmerksam, der bereits für Künstler wie Bon Jovi, Whitney Houston oder Neil Young ins gleiche Horn geblasen hat.

Die Gruppe folgt weniger der Struktur des Neoprog, sondern fängt gemäß der Maxime klassischer Prog-Acts irgendwo an und hört nirgendwo auf. Zwar gibt es mit "Here In My Autumn" eine gefällige Ballade und mit "Elegant Vampires" den Versuch einer Single, deren geisterhafte Harmonien und krumme Takte gehörig in die Irre führen.

Bereits "Why Don't We Run" kombiniert Disco, fernöstliche Melodien und Tex Mex zu einem Ethno-Fest auf der in Glam und Glitter getauchten Tanzfläche. Das 17-minütige "Lifeboat" schippert in Suiten-Form durch das Gedankenmeer. Im abschließenden "Soon But Not Today" lehnt sich die Band nicht nur an die großen Vorbilder wie den Beatles oder Queen an, sondern kopiert deren Sound nahezu exakt.

Insgesamt lässt es sich zu diesen auditiven Schönheiten sehr gut schwelgen. "Prehensile Tales" ist übrigens ein schönes Wortspiel des Begriffs Prehensile Tail, was wiederum Wickelschwanz bedeutet. Am besten setzt man die Kopfhörer auf, schließt die Augen zu und lässt sich von den ausufernden Storys der Pattern-Seeking Animals um den Finger wickeln.

Trackliste

  1. 1. Raining Hard In Heaven
  2. 2. Here In My Autumn
  3. 3. Elegant Vampires
  4. 4. Why Don't We Run
  5. 5. Lifeboat
  6. 6. Soon But Not Today

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