laut.de-Kritik
Die Politrebellin zeigt, dass das alte Feuer noch brennt.
Review von Joachim GaugerEin viertel Jahrhundert nach der Veröffentlichung ihres Debutalbums "Horses" zeigt die New Yorker Politrebellin Patti Smith, dass das alte Feuer noch brennt. Überaus kraftvoll und energisch präsentiert sie sich auf "Gung Ho" und bekennt sich in aller Deutlichkeit zu ihrer musikalischen Geschichte.
Keine Samples, keine Breaks, keine synthetischen Klänge. Statt dessen garantieren messerscharfe Gitarrenriffs, treibendes Schlagzeug und ein grummelnder Rockbass einen erfrischend altmodischen Sound und hohen Wiedererkennungswert.
Pattis Stimme ist ja sowieso unverkennbar und hat doch einiges an Wärme (Altersweisheit?) gewonnen. Immer noch klagt sie gesellschaftliche Mißstände an, erinnert an das Drogenelend in den Städten oder die Altlasten des Vietnamkrieges: Im Titelsong vermischen sich drohende Gitarren mit dem Knattern der US-Kriegshelikopter.
Doch wo sich in früheren Jahren gerne ein klagend-knatschiger Tonfall einschlich, gestattet Frau Smith sich heute allenfalls eine verhaltene Melancholie. Und wenn's dann mal einen Song ("China Bird") lang allzu traurig zugegangen ist, folgt sogleich ein Aufheller mit punkig-flotter Leadgitarre.
Musikalisch ist das alles nicht gerade revolutionär und nicht nur bei "Grateful" möchte man schwören, den Song schon früher mal gehört zu haben. Schuster, bleib bei deinen Leisten, mag sich die Sängerin gedacht haben: Das ist Songwriting auf höchstem Niveau und dazu hat sie in ihrem alten Gitarristen Lenny Kaye und dem REM-Sänger Michael Stipe treffliche Mitstreiter gefunden.
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