laut.de-Kritik
Der Kiss-Frontmann adelt die Motown-Ära.
Review von Kai ButterweckViel Schminke, viel Attitüde, viel Erfolg: Als Starchild verkörpert Paul Stanley nun schon seit über 45 Jahren den ultimativen Rock'n'Roll-Lifestyle. In ein, zwei Jahren will der Kiss-Frontmann aber seine berühmte Cracked-Mirror-Ibanez an den Nagel hängen. Die pompöse "End Of The Road"-Tour läuft bekanntlich schon.
Sobald es das Weltgeschehen zulässt, werden Kiss ihr allerletztes Konzert in New York geben. Was danach kommt? Nun, vielleicht malt der gute Paul fleißig schöne Bilder. Vielleicht schreibt er aber auch noch ein paar Bücher. Vielleicht – und das würde ich mir wünschen – intensiviert er aber auch die Arbeit an seinem Soul Station-Projekt.
Mit der Veröffentlichung des Debütalbums "Now And Then" zeigt Paul Stanley, dass ihm der wärmende Motown-Sound mindestens genauso gut liegt wie der energiegeladene Stadionrock. Inspiriert vom alten Philly Sound und den unsterblichen Vibes der Motown-Ära bauen Paul Stanley und seine zehnköpfige Begleitband, zu der auch Kiss-Drummer Eric Singer gehört, eine Brücke zwischen dem Tiefgang der Vergangenheit und der Begeisterungsfähigkeit im Hier und Jetzt. Bestens bei Stimme und mit vollem Herzen dabei, merkt man dem Sänger an, dass er sich hier einen Lebenstraum erfüllt.
Mit der Neuinterpretation des The Spinners-Klassikers "Could It Be I'm Falling In Love" startet eine smoothe Reise zurück in die Zeit. Geschmeidige WahWah-Spielereien aus dem Hause Moreira (Pink, Christina Aguilera), ein satter Bläsereinsatz und die groovenden Drums von Catman Eric Singer machen den Anfang. Kurz darauf schreitet der Hauptprotagonist zum Mikrofon.
Bei eingefleischten Kiss-Fans werden Erinnerungen wach. Schon zu "Unmasked"-Zeiten beeindruckte Paul Stanley mit stimmlichen Qualitäten abseits des Rockbereichs. Knapp vierzig Jahre später hat es der 69-jährige Sternenjunge immer noch drauf.
Es ist aber nicht nur Stanleys Stimme, die sowohl in den tieferen als auch in den höheren Tonlagen überzeugt. Auch das harmonische Zusammenspiel der hochdekorierten Backing-Band zaubert jedem Soul-Fan der alten Schule ein Lächeln ins Gesicht. Gut getimtes Schlagzeugspiel paart sich mit pointierten Bläsern, feiner Gitarrenarbeit und großartigen Backing-Vocals von Gavyn Rhone (Keyshia Cole), Crystal Starr (Ariana Grande) und Laurhan Beato (Lady Gaga, Justin Timberlake).
Natürlich drängen sich vor allem die ausgewählten Coverversionen ins Rampenlicht. Das melancholische "Just My Imagination" (The Temptations), der mit unterschwelligem Funk angereicherte Al Green-Hit "Let's Stay Together" und das über allem thronende Album-Highlight "O-O-H Child" (The Five Stairsteps) sind wahre Soul-Juwelen. Auf der Seite der Eigenkompositionen ist es der flotte Ohrwurm "I, Oh I", der die größten Spuren hinterlässt.
Der Rockstar Paul Stanley wurde einst von Elvis Presley, Jimmi Hendrix und Robert Plant inspiriert. Die Helden des Soulsängers Paul Stanley heißen Solomon Burke und Otis Redding. Mit "Now And Then" verneigt sich der Kiss-Chef vor einem ganzen Genre. Und das mit viel Herz, Leidenschaft und Tiefgang.
6 Kommentare mit 4 Antworten
Die perfekte Musik wenn der schwarze Hund mal wieder die Zähne fletscht.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
KISS sind megapeinlich, umso positiver klingt das hier.
Definitiv geiler Scheiß! Auch wenn ich lachen musste: Wie schafft es Stanley bei soviel Botox-relaxierten Gesichtsmuskeln noch zu singen.
Puh, wenn weiße versuchen schwarz zu klingen, wirds echt zur Fremdscham
Ragism 2.0 ???
Ich sehe ja keinen Weißen, der versucht, wie ein Schwarzer zu klingen, sondern nur einen Menschen, der versucht, wie ein Mensch zu klingen.
Blablabla dennoch ist es "schwarze Musik" und ein alter, weißer Mann versucht sie zu singen. Klingt leider weniger nach Marvin Gaye, Wilson Pickett oder den Isley Brothers. Dafür nach Heino, Hansi Hinterseer und Florian Silbereisen
Blablabla ...
Ein bisschen KISS-Bashing gepaart mit einer Dosis Heino, Silbereisen und Hinterseer geht immer? Wie langweilig! Hast gar nicht reingehört, ne!?
Vielleicht eher mal so: Ehemals großartiger Rock-Sänger mit zerschossener Stimme meistert großartige Soul-Klassiker mit Köpfchen (in der Stimme).
Und das ziemlich gut, Du alter, weißer Van ...
BTW: Was bitte ist "schwarze" Musik, Lude mit der Wig? Dein täglicher (M)Ohrenschmaus?
Das einzig positive was ich dazu sagen kann ist das es ja tatsächlich sowas wie eine End-Life-crisis gibt wenn man lang genug lebt. Mid-life-crisis kann man diesen Schlager ja nicht mehr nennen.