laut.de-Kritik
Das Idol covert Neil Young, Bob Dylan, Oasis u.a..
Review von Giuliano Benassi"Studio 150" beginnt dort, wo die schöne Retrospektive "Fly On The Wall" ein knappes Jahr davor aufhörte: Mit Coverversionen. Waren dort im Wesentlichen Singer/Songwriter wie Leonard Cohen und Ben Harper sowie Beatles und John Lennon vertreten, bietet Weller diesmal eher Soul- und Jazz-Atmosphären.
"Ich entschloss mich, Songs zu covern, die nicht von vornherein meine absoluten Lieblingssongs waren, aber die ich gut neu und zu etwas Eigenem umformen könnte", erklärt er in einer Mitteilung seines Labels. Das Material trägt zweifellos seine Handschrift: Ob Sister Sledges Diskonummer "Thinking Of You", Aaron Nevilles "Hercules" oder Nolan Porters "If I Could Only Be Sure": Wellers rauhe Stimme steht im Mittelpunkt, begleitet von Schlagzeug/Bass/Gitarre, auf deren Basis sich Orgeln, Streicher und ein Sammelsurium an anderen Instrumenten austoben dürfen.
"Es wäre sinnlos gewesen, einen Song von Kinks, Small Faces oder Beatles nachzuspielen, da ich den Originalversionen nichts hinzufügen könnte", gibt Weller zwar zu Protokoll, versucht sich dann aber doch an Vorbildern wie Neil Young ("Bird"), Gordon Lightfoot ("Early Morning Rain") oder Bob Dylan bzw. Jimi Hendrix ("All Along The Watchtower"). Gerade dieses Stück zeigt, wie sehr sich Weller die Stücke einverleibt hat: Anstelle einer verzerrten Gitarre oder schorrigen Gesangs herrscht hier eine Gospel meets Soul-Atmosphäre mit A capella-Intro. Selbst Oasis sind dabei. "One Way Road" ist wohl ein Dankeschön an jene Band, die ihn in den 90er Jahren aufs Kultpodest stellte.
Alles ganz nett, dennoch stellt sich die Frage, welchen Sinn die Übung hat. "Studio 150" zeigt zwar, dass Weller nach wie vor ein fähiger Musiker ist, aber musikalisch fügt es der Sammlung "Fly On The Wall" nichts hinzu. Es kann nicht mal als Ergänzung gelten, da keines der vertretenen Stücke neue Erkenntnisse bringt. Die positive Note: Weller geht damit auf Tour. Die negative: Ein Studioalbum mit interessanterem Material rückt in weite Ferne.
1 Kommentar
Für den Weller- Kenner natürlich nichts überwältigend Neues, aber: gute, engagierte Musiker, Paule auch sichtbar mit dem Herzen dabei, ne interessante Songauswahl, die Cover nicht nachgedudelt, sondern zu "eigenen" Liedern gemacht, Musik, die man jederzeit hören kann, ohne dabei flache Unterhaltung zu sein - Herz, watt willste mehr?