laut.de-Kritik
Bietet clever und smart arrangierte Songs.
Review von Sven KabelitzFür einen Titel haben Personal Life, das Soul-Kollektiv rund um Produzent und DJ Robert Strauss und Sänger Stuart Lisbie bereits jetzt die besten Aussichten. Bei der Wahl zum langweiligsten Bandnamen dürften die Londoner bereits jetzt mit großen Siegchancen ganz weit vorne mitspielen.
Gleich mit seinen ersten Takten startet ihr Debüt zu einer Zeitreise, zurück zu den großen Tagen von Earth, Wind & Fire , Kool & The Gang, den Commodores und dem späten Marvin Gaye. Der Sound der frühen Achtziger durchzieht "Morning Light". Manch ein Instrumental-Stück erinnert gar an Weather Reports "Heavy Weather"-Periode. Soul, Disco und Jazz-Funk, der mehr und mehr auf dem schmalen Grad zum Kitsch balanciert. Nur ein Wimpernschlag, bevor selbiger mit Ashford & Simpsons "Solid" einen Bauchklatscher in den Kitsch hinlegte, dessen lautes Platschen noch über Jahre nachhallte.
Trotz aller Manpower und ausufernden Spielereien steht Stuart Lisbies volltönende Soul-Stimme im Mittelpunkt. Die Rythmusgruppe, bestehend aus Robert Strauss (Bass) und Nathan Allen (Schlagzeug) liefert erstklassige Arbeit. Xantoné Blacq steht ihnen am Keyboard in nichts nach. Obacht ist geboten, sonst tanzt von der Seite noch Jay Kay, der Mann mit dem drolligen Hut ins Bild.
Eine Chimes-Allergie sollte man jedoch tunlichst nicht mitbringen. Aufdringlich, einfallslos und absolut verzichtbar klimpert sich Des Morgan mit diesem Perkussionsinstrument durch sämtliche Tracks und versaut mehr als einmal das Klangbild.
"Morning Light" bietet clever & smart arrangierte Songs, deren Sound oft einfach ein wenig zu geleckt und zuckersüß bleibt. Wie ein überambitionierter Bäcker klatscht die Band bei ihrem Dekor eine zuckrige Schicht über die Nächste. Die virtuosen Musiker schlagen über beeindruckenden Harmoniefolgen Purzelbäume, vergessen dabei aber das Wesentliche.
Personal Lifes größtes Problem stellt das Fehlen der Eingängigkeit ihrer Vorbilder dar. Der feine Unterschied bleibt aus und die Melodien verlaufen sich in einem Labyrinth aus Wohlklang. Nach der ersten Hälfte setzen aufgrund der ewig gleichen Herangehensweise erste Ermüdungserscheinungen ein.
Advanced Chemistry brachten es 1994 auf den Punkt. "Der Funk ist / Wenn der Bass mit aller macht in die Gedärme kracht / Milzbrand entfacht auf drei fünf und acht". Zum großen Wurf mangelt es Personal Lifes auf Hochglanz polierten Debüt an Dreck. Personal Life fehlt der Funk.
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