laut.de-Kritik
Eine gute Alternative zum Retortenpop der TV-Anstalten.
Review von Giuliano BenassiDer Titel des Albums klingt schon fast wie eine Aufforderung, endlich mal etwas fröhlicher zu klingen. An sich nicht nötig, denn dem vielseitig künstlerisch tätigen Wahl-Leipziger und Vielreisenden kann man nicht vorwerfen, in einer dunklen Welt zu leben, so bunt wie es in seiner visuellen Werken zugeht.
Farbenfroh präsentiert er sich demnach auf seinem vorliegenden dritten Album, sein erstes auf dem Berliner Label Solaris Empire. Die hohe Stimme ist geblieben, drum herum strickt er nun aber eine erstaunlich vielfältige musikalische Begleitung. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass er so gut wie alle Instrumente selbst eingespielt hat.
Pieks Indie-Pop hat deutlich an Tiefe gewonnen. "Girona" ist ein melancholisch anmutenden Porträt der spanischen Stadt, begleitet von einer gezupften Gitarre, Schlagzeug, Bass, einer hohen Stimme im Hintergrund und eingestreuten elektronischen Geräuschen.
Mutet der Titeltrack eine Spur zu poppig an, überrascht "Left Room" zu Beginn als Klavierballade in bester John Lennon-Tradition. Das wieder schnellere "Analyse" hat einen deutschen Text, "(Ti O O)" gleich danach einen chinesischen. Wohl das Ergebnis einer Tour, die Piek durch das Reich der Mitte führte.
Mit der Dänin Nanna Shannong und "Green" gelingt ihm eine einfühlsame Ballade, wobei die erste Zeile "I wish I was a colour" ein Herzenswunsch sein dürfte. Auch im weiteren Verlauf geht es abwechslungsreich zu. "Alive" beginnt mit einem wuchtigen Schlagzeug und erinnert, wie auch "Live Forever", an 80er-Jahre-Pop. Mit den Balladen "Leave Me Alone" und "Brooklyn Lullaby" endet das Album auf einer entspannten Note.
Traurig ist Peter Pieks drittes Album sicherlich nicht, im Gegenteil - es ist sein bislang interessantestes und abwechslungsreichtes. Wer ein Alternative aus heimischen Gefilden zum Retortenpop der TV-Anstalten sucht, wird hier fündig.
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