laut.de-Kritik
Zwischen den Stühlen Dirty South und New York.
Review von Stefan Johannesberg"Wir steh'n auf Jiggaman, Ludacris und Petey Pablo", rappte Phlatline-Boss Jaleel bereits 2002 auf "Jetzt Mal Sorum". Doch während Luda und Jay-Z mittlerweile weltweit etablierte Künstler sind, feiert Petey Pablo aus North Carolina erst 2004 mit seinem zweiten Album "Still Writing In My Diary: 2nd Entry" den endgültigen Durchbruch.
Petey setzt sich wie auf seinem Debüt zwischen die beiden Stühle "Dirty South" und "New York". Den neuen Süden repräsentiert er mit drei durchaus überraschenden Lil Jon-Stücken. Crunkt "U Don't Want That" noch mit den typischen Synthie-Fanfaren, sampelt Jon auf "Jam Y’all" George Clintons "Get Off Your Ass And Jam". Als Sieger des Clubdreiers geht jedoch die frivol groovende Sexhymne "Freek-A-Leek" hervor. Pablos Mentor Timbaland liefert danach noch einmal Superbes ("Get On Dis Motorcycle") und einmal Standard ("Break Me Off") ab.
Doch alle Little John/Timbaland-Beats müssen sich vor Peteys Eigenproduktion "Let's Roc" verbeugen, die mit einer fein geloopten Country-Slide-Gitarre zur North Carolina-Hymne mutiert. Damit endet jedoch der Südstaaten-Dorftanz, und das weltmännische Charisma New Yorks übernimmt das Kommando.
Unterlegt von soulig gesampelten Beats befreit das Doppel P den Dirty South vom Klischee der Einfältig- und Eintönigkeit. Im von Kanye West produzierten "I Swear" erzählt er spannend und lyrisch anregend ein Ghetto-Drama, im Al Green sampelnden "He Spoke To Me" überzeugt er mit göttlichen Zwiegesprächen. Sein Horizont hört halt nicht im nächsten Liquor Store und Plantagenbeet auf.
Das Schlagwort lautet: international. Auf "Jam Y'all" grüsst er seine "International Rollers", auf "What You Know About It" regiert er "international to worldwide". Dass sich dabei Chicagos "24 or 6 To 4" und Police "Every Breath That I Take"-Interpretation stimmig in den Songkontext einfügen, zeigt die musikalische Flexibilität Pablos. Wie sagte 50 Cent einst über seinen Dirty South-Homie Young Buc: "Er ist der vielseitigste Künstler aus dem Süden." Wenn da mal einer nicht Petey Pablo vergessen hat.
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