laut.de-Kritik
Rap'n'Bass, Nu-Soul und funky R'n'B mit hohem Jazzgehalt.
Review von Kai KoppEigentlich hätte die Platte ja anders heißen sollen. Die Band vielleicht auch. Aber für solche Überlegungen blieb keine Zeit mehr, nachdem das Label die Deadline für "The Bristol Experience" gesetzt hatte. Hinter Petgroove verbirgt sich der Musiker und Produzent Michael Fetscher als Mastermind eines offenen Konzeptes. Für die Bristol-Erfahrung schart er als festen Bestandteil der Petgroove Live Band den Konstanzer Saxofonisten Klaus Knöpfle und den Berliner Tastendrücker Markus Lang um sich. Während des Entstehungsprozesses laden sie mehrere Gäste ins Studio. Die Kooperation mit der englischen Sängerin Meesha funktioniert schon seit mehreren Jahren in loser Zusammenarbeit. Meesha lebt und arbeitet in Bristol, und ist gleichzeitig die Namensgeberin der Platte. Alda Fontes ist Portugiesin. Sie lebt in den USA und ist mit ihrer Stimme für ein ordentliches Pfund Soul verantwortlich. Mit Helena Fix haben sie wie Elektrostar auf "Good Life" eine Russin ans Mikrofon gebeten.
"The Bristol Experience" überzeugt mit Instrumentalstücken wie dem hervorragenden Rap'n'Bass-mit-gestopfter-Trompete-Intro, an dem auch Jan Fride (Kraan) beteiligt ist. "Beyond Nation" weckt mit seiner Ethno-Flöte auf Housebasis globale Friedensgefühle. Bei "Thanks" geht das vertrackte Jazz-Thema eine nicht einfache, aber interessante Liaison mit einem Trip-Hop-wird-später-zu-Drum'n'Bass-Groove ein.
Dem gegenüber stehen die Songs mit Gesang, die sich dem Hörer naturgemäß einfacher erschließen. Allen voran "Jealous", eine wunderbare Nu-Soul-Nummer, von der wir sicher noch viel hören werden. "A Lotta Nerve" wird bereits in zwei Versionen geliefert. Eine Album-Version mit hohem Jazzgehalt und Persil-Trommel-Bass-Drum, und ein funky R'n'B-Remix. Für beide Titel sind bereits Bearbeitungsaufträge an namhafte Klangkünstler der Elektroszene erteilt worden. Diese werden als 12" - Auflage aber wohl den echten Vinyljunks vorbehalten sein. Helena Fix Cover von "Love Is Like A Cigarette" entpuppt sich als Winelight-Version in bester Groover Washington Jr. Manier. Meeshas "Awake The Sleeper" schlappt lässig als funky Disco House aus meinen Boxen.
Für Abwechslung ist also gesorgt, und mal abgesehen vom fürchterlichen Cover Artwork schlägt "The Bristol Experience" den derzeitigen Ouput der Compost-Kollegen um Längen. Nähere Geistesverwandte finden sich mit Bugge Wesseltofts "New conception of Jazz" eher im hohen Norden, und damit im Umfeld der derzeitigen Jazzerneuerungswerkstatt Norwegen.
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