laut.de-Kritik
Das in Krautrockkreisen als Rarität gesuchte Debüt war lange Zeit vergriffen.
Review von Ulf KubankeWer kennt sie nicht: die graue Eminenz des Krautrock Can und den ehemaligen Harald Schmidt Sidekick und Bandleader Helmut Zerlett? Na also! Aber Hand aufs Herz: Ebenso wenig ist den meisten bekannt, dass es ier eine künstlerische Schnittmenge namens Phantom Band gibt. Das wiederum ist sehr schade. Doch leider ebenso wenig verwunderlich.
Die 1980 von Can Schlagzeuger Jaki Liebezeit gegründete Truppe war ihrer Zeit vor allem in deutschen Breitengraden sehr weit voraus. Das in Krautrockkreisen als Rarität gesuchte Debüt war lange Zeit vergriffen und erscheint nunmehr überhaupt erstmalig als Silberling.
Was soll daran nun so bahnbrechend sein? Nun, Liebezeit und der kompositorisch starke Zerlett öffnen den europäischen Musikhorizont für allerlei Experimente mit Dub und Reggae. Hier etwas Krautrock, dort ein wenig Pop und zur Abrundung polyrhythmysch jazzige Drums im Afrobeat Style.
Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen war die Rastafari-Musik anno 1980 noch nahezu unbekannt. Höchstens die britische Punkszene hat sich dem exotischen Groove bereits zaghaft verschrieben, aber eben ideologisch konsequent simpel und amateurhaft wie z.B. die Clash, deren umstrittenes Dub-Album "Sandinista" noch gar nicht erschienen war. Deutschland war diesbezüglich noch total hinter dem Monde.
Zum anderen machen die Phantome samt ihres Vokalisten Rosco Gee (Ex-Traffic) eine dermaßen lässige Figur, dass man sie auch heute noch getrost als den jährlichen Soundtrack zum knospenden Frühling verwenden mag.
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