laut.de-Kritik
Einnehmender, esoterisch angehauchter Art-Folk.
Review von Martin LeuteMit seinem dritten Album "Pride" hat der Amerikaner Matthew Houck aka Phosphorescent ein Album am Start, das sich gleichermaßen andächtig wie berührend ins Ohr schlängelt. Der Singer/Songwriter nimmt sich dabei alle Zeit der Welt, seinen pastoralen Songs Leben einzuhauchen.
Dass die Tiermetaphorik in den Lyrics und dem Booklet auf die Werke von Will Oldham und Songs:Ohia Bezug nimmt, ist spekulativ, hinsichtlich der Songstrukturen und seiner Stimme lässt er sich aber durchaus in deren Nähe rücken.
Umschreiben lässt sich das Ergebnis als esoterischer Art-Folk oder Slowcore-Gospel. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum "Aw Come Aw Wry" setzt er diesmal auf eine reduzierte Instrumentierung und auf eigenwillige chorale Gesänge, die seinen Kompositionen eine universale Mystik abringen.
Der Opener "A Picture Of Our Torn Up Praise" führt den Hörer mit gedoppelt vorgetragenen, entrückten Gesang in Houcks seltsame Welt ein. Die Akustische, weiche Drums und Rasseln begleiten die Strophen, die in einen textlosen choralen Refrain münden.
"Be Dark Night" wartet mit getragenen, sakral anmutenden Beach Boys-Gesangsharmonien auf, dezent unterlegt mit einer Geräuschkulisse. Die Ukulele, Percussions, zarte Synthieflächen und eine sphärische E-Gitarre rahmen das wunderschöne "Wolves", in welchem die Wölfe als Metapher für die Bedrohung des Daseins stehen.
Verwundbar klingt Houcks Gesang im bedrohlichen "A Death, A Proclamation" mit unruhig tosenden Percussions, der E-Gitarre und Pianoschlägen, "The Waves At Night" zelebriert zu Drums und Keyboard wieder die Langsamkeit und ähnelt einem Trauermarsch.
Mit dem tröstenden, poetischen "My Dove, My Lamb" folgt einer der Höhepunkte des Albums, den eingängigen Strophen schließt sich wieder ein ergreifender choraler Refrain mit Mundharmonikabegleitung an.
Im langsamen, vom Piano geführten "Cocaine Light" thematisiert Houck die Schönheit und Unzugänglichkeit der Liebe. Dieser Song geht über in den abschließenden Titeltrack "Pride", der mit archaisch verspielten Chorgesängen gefällt, die trotz aller Vielstimmigkeit eine harmonische Melodielinie offenbaren.
Dieses Album ist ein absolut feinsinnig arrangiertes und kohärentes Werk, dessen einnehmende Spiritualität vom warmen Gesang Houcks zusammen gehalten wird. Es ist gleichermaßen ein stilles Werk, das zwar in erdfarbene Töne getaucht ist, aber nie der Trostlosigkeit die Tür öffnet. Diese acht elegischen Songs vermögen es durchaus, dem Freund des getragenen Songwritertums ein leises Hallelujah zu entlocken.
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