laut.de-Kritik

Stumpfer Plastik-Duff-Duff zum Hupenwackeln.

Review von

Pitbull hat sich im Laufe der letzten Jahre zu so etwas wie einem 'Hitmaker' gemausert. Langsam aber sicher - und mit stetigem Erfolg - schlich er sich in die Charts und steht nun auf gleicher Augenhöhe mit einem Usher oder Flo Rida. Armando Christian Pérez, so des Pitbulls bürgerlicher Name, kennt man mittlerweile überall. Das sechste Studioalbum entsprechend "Planet Pit" zu nennen, ergibt unter diesem Gesichtspunkt durchaus Sinn.

Bekannt ist er, Fame und Bitches hat er, vermutlich fährt er ein spritfressendes Auto, und aus seinen 13 Schlafzimmern kann man vermutlich die Sonne im Atlantik untergehen sehen, wenn sie Pitbull nicht gerade aus dem Arsch scheint. Aber es mangelt gewaltig an Flow, Kreativität und Storytelling. Wäre ja auch nicht weiter schlimm, wenn er sich nicht immer noch als Rapper verkaufen würde. Wie man in die Charts kommt, weiß der gute Mann, auch die Großraum/Dorf-Dissen werden seine Songs spielen. Nur mit Hip Hop hat das nichts mehr zu tun.

Bereits im Intro macht der "Mr. Worldwide" deutlich, was einen die nächsten 40 Minuten erwartet: stampfende, treibende Elekto-Beats, mit Synthies hinterlegt und Hang zum Nervtöten. Dazu Autotune, bis es weh tut, und eine Menge populärer Features wie T-Pain, Sean Paul oder Chris Brown, die das Ganze weder aufmöbeln noch irgendwie interessanter gestalten.

Auch wenn "Give Me Everything" halbwegs Ohrwurm-Potenzial besitzt und in besagten Tanzräumlichkeiten selbst die allercoolsten Kopfnicker auf den Dancefloor zwingt, ist es doch nicht mehr als radiotauglich und geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus - ohne dass irgendetwas hängen bleibt. Lyrics à la "I might drink a little more than I should tonight / And I might take you home with me if I could tonight / And baby I'ma make you feel so good tonight" runden den Stumpfsinn ab.

Dieses Prinzip zieht sich durch das gesamte Album. Plastik-Duff-Duff mit mal einer "Ai ai ai"-Hook ("Rain Over Me") oder einem "Ooh Baby, baby, la, la, la, la, la, la, la" ("Hey Baby") gepaart, zu dem die Stöckelschuh-tragende Damengesellschaft ihre Hupen wackeln lässt. "Pause", einer von zwei Songs ohne Gäste, drangsaliert die Gehörgänge mittels des knarzenden und schräg quietschenden Elektro-Gewummers so gewaltig, dass man die Skip-Taste am liebsten durchfausten möchte.

"Don't test me boy / Cause I rap with the best for sure", so meint der Pitbull in "Interntional Love" und versucht das dann mit der nur so vor Autotune tropfenden Hook eines Rappers von ganz großem Kaliber zu untermauern: Chris Brown. Glückwunsch, du rappst wirklich mit den Allerbesten! "Ladadida"-mäßig erinnert der Sound von "Took My Love" an die ganz alten Game Boy-Tage. Mario Land reloaded. Nur etwas nerviger, weniger originell, dafür bombastischer produziert. "She's such a love taker, she's such a love taker / It's guaranteed that she's a professional heartbreaker." Armer, kleiner verlassener Wauwau, du.

In dem schnulzigen "Castle Made Of Sand" kommt sein innerer Schoßhund hervor, bevor er mit "Something For The DJ" den Vogel, 'tschuldigung, den Flug-Dinsosaurier abschießt: "And if you're sexy and you know it say oh yeah" wechselt sich mit "and if you're sexy and you know it clap your hands" ab. Dieser Quark ist nach Hütten-Charts-Manier zum Mitgrölen ausgelegt. Das funktioniert nicht mal im Kuhstall in Ischgl. Hand drauf!

Man mag es Party-Rap nennen, Crunk oder wie auch immer. Fakt ist, dass die Stimme des Kubaners hier mehr wie eine Marionette wirkt, die an den Fäden der Produzenten hängt, damit derer Elektro-Auswurf eine (Autotune-)Stimme bekommt. Der musikalische Hintergrund könnte so auch auf jeder hastig zusammengeschusterten Schund-Pop-Platte stehen.

Trackliste

  1. 1. Mr. Worldwide (Intro) feat. Vein
  2. 2. Give Me Everything feat. Ne-Yo, Afrojack, Nayer
  3. 3. Rain Over Me feat. Marc Anthony
  4. 4. Hey Baby (Drop It To The Floor) feat. T-Pain
  5. 5. Pause
  6. 6. Come N Go feat. Enrique Iglesias
  7. 7. Shake Señora feat. T-Pain, Sean Paul
  8. 8. International Love feat. Chris Brown
  9. 9. Castle Made Of Sand feat. Kelly Rowland, Jamie Drastik
  10. 10. Took My Love feat. Red Foo, Vein, David Rush
  11. 11. Where Do We Go feat. Jamie Foxx
  12. 12. Something for the DJs

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